Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

Fricdrich'S II. fernere Negierung. 
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feine Mühen und Sorgen, um die äußere Existenz des Staats nicht bloß 
durch ein wohlgerüstetes Heer, sondern auch durch Gründung eines neuen 
politischen, wider die Gefahren der Vereinzelung schützenden Systems sicher 
zu stellen. Für die Ausbildung seiner Armee, welche er auf 200,000 Mann 
brachte, sorgte er mit großem Eifer und die militärischen Einrichtungen 
Preußens wurden bald für viele andere Staaten Gegenstand der Nachah¬ 
mung. Um ein so großes Heer unterhalten zu können, führte er das fran¬ 
zösische Steuerwesen ein. Der König bildete nämlich aus fünf Franzosen 
(1766) eine besondere General-Zoll- und Aceise-Administration, gewöhnlich 
Regie genannt. Zur Bedienung derselben wurden noch mehrere hundert 
andere Franzosen, welche im Einnehmen wohlgeübt waren, in's Land gezo¬ 
gen und als Aeeisenbeamten in die Provinzen vertheilt. Sowohl der Um¬ 
stand, daß die Steuerempfänger Ausländer waren, als auch die stark erhöh¬ 
ten Steuern selbst machten den Unterthanen diese Einrichtung äußerst ge¬ 
hässig. Allein der König, welcher durch dieselbe seine jährlichen Einkünfte 
um mehr als eine Million Thaler erhöht sah, achtete nicht sehr auf die 
Klagen des Volkes, weil er den vermehrten Ertrag nicht als Folge zwecks 
widriger Bedrückung, sondern einer den Unterthanen heilsamen Einrichtung 
des Steuerwesens betrachtete. Daher versuchte er auch eine allgemeine 
Tabaksverwaltnng zuerst mit Frankreich, welche später durch inländische Fa¬ 
brikanten zu einem festen Bestände gebracht wurde. Manufaeturisten und 
Fabrikunternehmer ermunterte Friedrich durch Geschenke, Vorschüsse und 
Erlaß der Abgaben, und ertheilte ihnen zugleich drückende Monopole. Jn- 
deß wurde durch diese Begünstigung Einzelner, welche vorher ganz fehlende 
Zweige des Kunstfleißes einführten, auch großer Nutzen gestiftet. Beson¬ 
ders lebhaftes Interesse zeigte der König für die neue Porcellanfabrik in 
Berlin, welche über 500 Personen ernährte und in mancher Beziehung mit 
der Meißener wetteiferen konnte. 
3. Zur Hebung des Handels wurde in Berlin eine Bank angelegt, 
zu welcher der König einen Fonds von acht Millionen hergab. Um den 
Ackerbau zu heben, wurden große Strecken Landes urbar gemacht, zum Theil 
durch Eolouisten; in Pommern, an der Havel und in Ostfriesland verwan¬ 
delte der Fleiß der aufgemunterten Bewohner g oße Strecken MoorgrundeS 
in fruchtbares Ackerland, oder in grasreiche Wiesen. Im Magdeburgischen 
siedelten sich 2000 neue Familien an; in Oberschlcsien wurden von 1763 
bis 1779 mehr als 200 neue Dörfer angelegt. Eine besondere Fürsorge 
widmete der König auch den Forsten in seinen Staaten, welche während 
des Krieges theils aus Noch, theils aus Eigennutz fahrlässiger Beamten 
auf unverantwortliche Weise ausgehauen worden waren. Auch hier ward 
eine bessere Wirthschaft und strengere Ordnung eingeführt. Auf seinen jähr¬ 
lichen Musterungsreisen durch die Provinzen stellte Friedrich angele¬ 
gentliche Erkundigungen nach dem Fortgange seiner Verbesserungsanstalten 
an, ließ sich die jährlichen Listen der Geborenen und Gestorbenen, der neu¬ 
gebauten Häuser, der eingewanderten Ausländer u. s. w. VorlkgkN, und 
nahm selbst die neuen Anstalten in Augenschein, so daß wohl nie ein Fürst 
seine Staaten genauer gekannt, als er. Den Plan, dem Volke ein Gesetz¬ 
buch in die Hände zu geben und die verwickelten Formen der Gerichtsver¬ 
fassung zu vereinfachen, brachte er der Ausführung nahe, indem er den Grund 
zum preußischen Landrechte legte, einem der wichtigsten Gesetzbücher der 
neuern Zeit, welches erst unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm H, 
vollendet wurde.
	        
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