Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

Die Franken unter Chlodwig. 
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Abhange der Alpen. Von dort haben sie sich in kurzer Zeit über das 
umliegende Rhoneland ausgebreitet und am Fuße der Alpen ein mäch¬ 
tiges Reich gebildet, das sich bis zum mittelländischen Meere, den Se- 
vennen und den Vogesen ausdehnte. Ihre Könige residirten bald zu 
Genf, bald zu Lyon, und wurden bei großen Unglücksfällen abgesetzt. 
Der Burgunder Name hat sich dort erhalten, wenn auch ihr Land (533) 
eine Beute der übermächtigen Franken wurde und ihre Masse, unter die 
Eingebornen gemischt, aufhörte, ein selbstständiges Volk zu bilden. 
§. 34. Die Franken unter Chlodwig. 
1. Unter allen Reichen, welche von germanischen Völkerschaften auf 
den Trümmern des weströmischen Reiches gegründet wurden, war das 
Reich der Franken nicht allein das mächtigste, sondern auch das am 
längsten bestehende, so wie das einzige, welches auf die Stellung und 
Bildung der in Deutschland zurückgebliebenen Stämme eine Rückwirkung 
ausübte. Die Franken waren auch unter allen deutschen Völkern die 
wildesten und unbändigsten, äußerst tapfer und kühn bis zur Verwegen¬ 
heit. Ihre Lebensweise war, wie ihre Kleidung, sehr einfach. Ihre 
Waffen bestanden in einem kurzen Schwerte (francisca), einer gewalti¬ 
gen zweischneidigen Streitaxt und einem eisernen Speere, der mit einem 
Widerhaken versehen und zum Werfen wie zum Stoßen brauchbar war. 
Von den verschiedenen Stämmen der Franken hatte jeder seinen eigenen 
König. Der älteste derselben, den die Geschichte kennt, ist Chlodio, 
der König der salischen Franken, welcher um die Mitte des 5. Jahrhun¬ 
derts Belgien bis zur Somme eroberte; der berühmteste aber ist Chlo- 
dio's Urenkel und Enkel des Meroväus, (nach welchem seine Nachkommen 
Merovinger genannt werden), Chlodwig, welcher von 481 bis 511 
regierte. Anfangs beherrschte er nur einen Theil der salischen Franken und 
ein kleines Gebiet zwischen der Schelde und Maas; aber während seiner 
dreißigjährigen Regierung vereinigte er nicht allein die salischen und ri- 
puarischen Frauken zu einem Ganzen, sondern eroberte auch ganz Gallien. 
Dadurch ward er der Stifter eines Reiches, welchem damals kein anderes 
in Europa gleich kam. Die Mittel, deren er sich zur Erweiterung seiner 
Herrschaft bediente, waren Krieg, Gewaltthaten und Verbrechen 
jeder Art. 
2. Der erste, welcher als Opfer der Eroberungslust Chlodwigs 
fiel, war der römische Statthalter Shagrius, welcher, unbekümmert 
um den Untergang des abendländischen Reiches, den letzten Ueberrest des¬ 
selben zwischen der Seine und Loire behauptet und ein selbstständiges 
Reich gegründet hatte. Unter einem nichtigen Vorwände griff Chlodwig, 
unterstützt von anderen fränkischen Königen, ihn an, schlug ihn (486) bei 
Soissons auf's Haupt und nahm sein Land in Besitz. Zwar gelang es 
dem Besiegten, nach Toulouse zum Könige der Westgothen zu entkommen, 
aber dieser, durch Chlodwig's Drohungen bewogen, lieferte ihn aus und 
der Frankenkönig ließ ihn heimlich im Gefängnisse ermorden. 
3. Kurze Zeit nach diesem Kriege vermählte sich Chlodwig mit der 
burgundischen Prinzessin CHlotilde, welche, in der katholischen Religion 
erzogen und geschmückt mit Tugend und Frömmigkeit, ihren noch heid¬ 
nischen Gemahl dem Christenthume allmälig zwar näher brachte, aber 
zur Annahme desselben nicht bewegen konnte. Was jedoch ihre Vor¬ 
stellungen und Bitten nicht vermochten, bewirkte ein Krieg, den Chlod¬ 
wig gegen die Alamannen unternahm. 
Giefers, Deutsche Geschichte. ^
	        
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