au den Küsten des Meeres und großer Seen, wurden
andre Entrichtungen nöthig, als in wasserarmen Gegen¬
den. So bilderen sich unter den Bewohnern verschiede¬
ner Lander auch verschiedene Sitten und Gebräuche.
Eine andre Folge der Ausbreitung der Menschen
war die Veränderung der Sprache, welche sie in ihrer
ursprünglichen Heimath gesprochen hatten. Die Sprache
der ersten Menschen waren bloß Tone der Empsindung,
der Freude, des Schmerzes, oder des Erstaunens, wie
das Kind sie ausstößt. Nach und nach fingen sie an,
die Töne nachzuahmen, die fie von manchen Dingen
hörten, die einen Laut gaben, und bezeichneten diese Dinge
mit solchen Tönen. Es gibt noch immer viele Wörter
in allen Sprachen, welche die Nachahmung des gehörten
Tones verrathen, z. B. die Wörter Sturm, Rau¬
schen, Z i s ch e n, Poltern, B r ü l l e n, Donner,
Krächzen. Aber auch viele Gegenstände, die nicht
hörbar waren, mußten mit.Wörtern bezeichnet werden.
Der Mensch ward auch bei solchen Gegenständen vom
Nachahmungstriebe geleitet. Was stark und lebhaft
auf seine Sinne wirkte, suchte er durch starke und kräf¬
tige Töne anzudeuten, was aber einen sanften und
freundlichen Eindruck auf ihn machte, bezeichncke er auch
durch sanfte Töne. Die natürliche Beschaffenheit des
Wohnplahes hatte auch großen Einstuß auf die Bildung
der Sprachen. In einem gebirgigen Lande prallten die
Töne der Sprechenden von den Bergen kurz ab, und die
Bewohner solcher Gegenden gewöhnten fich da.her, kurz
und abgestoßen zu sprechen, wie es z. B. die Schweizer
und Tiroler thun. Die Menschen aber, die in freund¬
lichen Ebenen in einer milden Luft lebten, wo die Laute
der Stimme nicht hart abprallren, gewöhnten ihre
Sprachwerkzeuge an gedehnte Töne, und ihre Sprache
mußte weicher und sanfter werden. Dieß steht man
z. B. an der teutschen Sprache; im nördlichen Teutsch-
land, wo es keine Felsen gibt, ist ste weich und gedehnt,