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Christian VI. durch gesetzliche Vorschriften auch da er¬
zwingen wollte, wo sie keine Herzen fand, ging seit
dieser Zeit gar oft in Heuchelei und Scheinheiligkeit
über und machte später einer religiösen Erschlaffung
Platz, worin der von Frankreichs damaliger Litteratur
genährte Unglaube nebst der Neligionsspötterei einen
fruchtbaren Boden fanden.
Christian VII. (1766-1808).
Christian VII. bestieg im Jahre 1766 als ^jäh¬
riger Jüngling den Thron seiner Väter und vermählte
sich bald nachher mit der 16jährigen Caroline
Mathilde, einer Schwester Königs Georg III. von
England. In der ersten Zeit gewann der edle und
uneigennützige Reverdil großen Einfluß auf seinen
gewesenen Zögling, und Bcrnstorf leitete, wie früher,
die Regierungsgeschäfte. Bald aber folgten Verände¬
rungen. Der erst kurz vorher wieder zur Verwaltung
des Seewesens und der Flotte berufene Danneskjold-
Samsöe mußte seinem Verwandten, Danneskjold-
Laurvig, weichen, General St. Germain wurde
verabschiedet, Reverdil in sein Vaterland, die Schweiz,
zurückgeschickt, und Graf Holck gewann großen Ein¬
fluß, den er dazu benutzte, den jungen König zu Ver¬
gnügungen und Zerstreuungen zu verleiten und Kälte
zwischen dem königlichen Ehepaare hervorzurufen.
Im Jahre 1769 unternahm der König eine Reise
ins Ausland, un^ gewann auf derselben großes Zu¬
trauen zu seinem Leibarzte Johann Friedrich
Strucnsee, einem Sohne des damaligen Superinten¬
denten in den Herzogthümern. Nach der Rückkehr setzte