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Selber der blutige Schimmel, so
müd',
Hinkt auf drei Beinen und reiht
sich ins Glied.
Über dreihundert! O blutige
Schlacht,
Die so viel Sättel hat ledig ge¬
macht!
Truppweis', in Rotten, zu dreien und
zwei'n
Stellen die ledigen Rosse sich
ein.
Rosse wie Reiter versteh'n den
Appell;
Ruft die Trompete, so sind sie zur
Stell'.
Über dreihundert hat man ge¬
zählt,
Rosse, zu denen der Reitersmann
fehlt.
Über dreihundert! O tapfere Schar,
Wo bei vier Mann ein gefallener
war!
Üßer dreihundert! O ritterlich
Tier,
Ohne den Reiter noch treu dem
Panier!
Wenn ihr die Tapfern von Grave¬
lotte nennt,
Denkt auch der Rosse vom Leib¬
regiment!
K. Gerok.
45. An König Ludwig II. von Bayern.
Wo sich des Etschtals Schroffen
türmen,
Da hat in todeskühnem Stürmen
Zuerst sich Wittelsbach bewährt;
Voran, voran dem deutschen Heere
Für deutsches Recht und deutsche Ehre
Brach Bahn das scharfe Bayern¬
schwert.
Und an der raschen Isar Hängen
Der Bildkunst schuf und den Gesängen
Haus Wittelsbach ein prachtvoll
Heim:
In Alpenerde hieß es senken
Hellenenkunst und deutsches Denken
Ünd München sproßte aus dem
Keim.
Und wölbt ob allen deutschen
Stämmen,
Gefügt auf blutgeweihten Dämmen,
Nunmehr das Reich sein schirmend
Dach:
Vor allem brachte Schutz dem Rheine,
Vor allen zu dem Bau die Steine
Der König Ludwig Wittelsbach!
F. Dahn.
46. Dem Fürsten Bismarck.
(Zum 1. April 1890)
Du gehst von deinem Werke,
Dein Werk geht nicht von Dir,
Denn wo du bist, ist Deutschland,
Du warst, drum wurden wir.
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