196 —
Grab, wo Karl einen Schutz und ein Hospital für Pilger einrich¬
tete. Bei feierlichen Gelegenheiten zeigte sich Karl in wahrhaft
kaiserlichem Prunke. Sonst aber trug er im Sommer leinen Zeug,
das seine Töchter gewebt hatten, und im Winter ein Wamms von
Otterfell und einen nur mit einem seidenen Saum besetzten Man¬
tel. Einst kamen einige seiner Leute in kostbaren italienischen Klei¬
dern, er ließ sich von ihnen auf die Jagd begleiten. Nachdem durch
Kälte und Regen, Strauchwerk, Blutrc. die schönen Kleider be¬
schmutzt waren, muffte sie jeder auf dem Leibe trocken werden laffen
und am andern Tage wieder darin erscheinen. Sie sahen schrecklich
aus. Karl aber ließ seinen Pelz bringen und ausreiben und sagte:
„Ibr Narren! der kostet mir kam einen Gulden, und eure Lumpen
euch so viele Pfunde Silber!" Im Trinken war Karl sehr mäßig,
ritt nie einen Betrunkenen um sich, liebte Wilpretbraten sehr, dul¬
dete bei Tafel nur vier Gerichte, ließ während des Essens sich vor¬
tragen oder vorlesen, stand Nachts öfter auf und las, ja sprach
selbst beim Ankleiden seine Freunde und hörte Parteien an.
Von allen seinen Söhnen (er hatte 15 Kinder und liebte das
Familienleben sehr) überlebte ihn nur der Schwächste, Ludwig,
Die Todesfälle der übrigen hatten sein Herz schwer getroffen. 813
bestellte er sein Haus, ernannte Ludwig zum Kaiser und Nachfolger,
ließ ihn in der Kirche nach Gebeten und Ermahnungen selbst eine
Krone vom Altar nehmen und sich aufsetzcn, theilte zwei Drittel
seines persönlichen Vermögens in 21 Theile für die 21 Erzbisthü-
mer seines Reichs, gab das andere Drittel seinen Kindern, Enkeln,
dem Hausgesinde und den Armen und ließ für letztere auch die
Bücher verkaufen. Seine letzte Kankheit kam. Das Fieber wich
nicht mehr. Da nahm er die Tröstungen der Religion, sprach noch
die letzten Worte: „Herr, in Deine Hände befehle ich meinen
Geist!" und starb den 28. Jan. 814. Sein Leichnam wurde ein-
balsamirt, sitzend auf einem goldnen Stuhle, das Haupt mit einem
Diadem geschmückt und das Gesicht verhüllt, mit Schwert und
Pilgertasche umgürtet und mit dem kaiserlichen Ornate angethan.
Ein Evangelienbuch wurde ihm auf den Schooß gelegt, das von
Papst Leo geweidete goldene Scepter und Schild vor ihm aufge¬