Object: Lebensbilder und Sagen (Teil 1)

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bafür bin ich da." — Der alte Hochverbiente Reitergeneral Hans von 
Mieten schlief einmal an bes Königs Tafel ein. Die übrigen ©äste 
wollten ihn wecken, Friebrich aber sagte: „Laßt ihn nur schlafen, er 
hat oft genug für uns gewacht." — Als ber König nach Beenbigung 
bes zweiten schlesischen Krieges unter bem Jubel ber Bevölkerung in 
Berlin einzog, erfuhr er, baß sein Lehrer Dnhan schwer krank unb 
bem -tobe nahe war. (Sr fuhr bcther burch bie festlich erleuchteten 
Straßen nach ber Wohnung bes alten Franzosen, um ihn noch einmal 
vor seinem Enbe zu begrüßen. „Ew. Majestät noch einmal gesehen 
zu haben, ist ber süßeste Trost, ber mir zu teil werben konnte;" sagte 
Duhan. „Nun wirb mir bas Sterben leichter werben." 
(Eine fernere Erwerbung Friedrichs.) Ein unruhiger unb ge¬ 
fährlicher Nachbar Preußens im Osten war bas Königreich Polen ge¬ 
wesen. Damals war es burch inneren Zwist machtlos, ber König 
ohne Ansehen. Darum meinte bie Kaiserin Katharina von Rußlanb 
sich bas Laub aneignen zu können. Mit bieser Gebietserweiterung 
waren aber Preußen unb Österreich nicht einverstanden, unb bie Kaiserin 
mußte sich zu einem Teilungsvertrag mit biefen Eietben Mächten be¬ 
quemen. Durch btese erste Teilung Polens gewann Friebrich 
Westpreußen, Ermelanb unb bas Laub um bie Netze. Da er 
nun ganz Preußen besaß, nannte er sich nicht mehr wie seine Vor¬ 
gänger König in Preußen, sonbern König von Preußen (1771). 
1 Friedrichs Ende ) Friebrichs alte Freunbe unb Waffengefährten 
starben, und neue Freunbe traten nicht an ihre Stelle. So würbe 
es immer einsamer um ihn. Auch burch Krankheit hatte er viel zu 
leiben: Gicht unb Wassersucht plagten ihn in jebem Jahre mehr. 
Aber er klagte nicht, auch entzog er sich nicht ber Arbeit. Am 
17. August 1786 ist er aus bem Leben geschieben; in ber Garnison- 
kirche zu Potsbam liegt er begraben. In Berlin, unter ben Sinben, 
bem Palais Kaiser Wilhelms gegenüber, erhebt sich bie Reiterstatue 
Friebrichs von Christian Rauch. 
10. Friedrich Wilhelm I. 
(Regierungsantritt.) Friedrichs des Großen Vater war Friedrich 
Wilhelm I., ber Sohn Friedrichs, des ersten Königs in Preußen. 
(Sr war ein stattlicher Herr, körperlich gewanbt, ber Jagb ergeben, vor 
allem ein Solbat. Sein Wille war Gesetz, unb jeber mußte sich ihm 
beugen. Er schätzte alles nur nach seiner Nützlichkeit; für Prunk unb 
Pracht, auch für Wissenschaft unb Kunst hatte ber sparsame König 
feinen Sinn. Nach bem Tobe seines Vaters kürzte er bie Liste ber
	        
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