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in der reizlosen Ebene gewandert waren, wo die wenigen Dörfer, 
die da liegen, aus einzelnen Häusern bestehen, erreichten wir Hunteburg, 
welches das Pfarrdorf für die umliegenden Ortschaften ist und als 
solches zwei Kircheu, eine protestantische und eine katholische, besitzt. 
Das alte Schloß Hunteburg war ehedem ein fester Waffenplatz und 
mit Burgmännern besetzt. Die Hunte fließt in der Entfernung vou 
einigen Stuudeu in den Dümmersee, welcher üon Mooren umschlossen 
ist, so daß die schmale Verbindung, die im Süden desselben zwischen 
den mittleren und westlichen Teilen der Provinz besteht, in ihrer 
ganzen Breite von Moorland eingenommen wird. 
Von Hunteburg mußten wir uns nordwestlich halten, um nicht 
in das große Torfmoor zu geraten, welches feine öden Flächen südlich 
von der oldenbnrgischen Grenze ausbreitet. Wir waren wohl eine halbe 
Stnnde ans diesem magern Boden gegangen, als ich bemerkte, daß die 
Erde unter mir schwankte. Ich sank wenigstens einen halben Fuß tiefer 
hinein, als das Erdreich dicht daneben war. Mit Wagen und Pferden 
kann man ans dieser Strecke nicht fort, fondern man muß eiuen weiten 
Umweg durch die Sandfelder nehmen. Die Oberfläche hängt fest zu- 
sammen wie Leim, dehnt sich elastisch unter dem Fuße, sinkt ein und 
hebt sich allmählich wieder, wenn der Fuß aufgehoben wird. Das 
Gehen wurde beschwerlich. 
Bald überraschte mich ein neuer Anblick. Ein dicker Dampf 
stieg vor mir in die Höhe. Die Erde brannte. Die Sonnenhitze 
raubte dem Feuer die blaue Flamme, wir sahen nur den Rauch. 
Unter einem Kiefernbaume, am Aufauge des Gebüsches, gliminte das 
verzehrende Element in der Asche. Ich ging näher; die Oberfläche 
der Erde brannte wirklich, und schon lag ein Platz von fünf Quadrat- 
fuß in Asche versenkt. Ich untersuchte den Boden, er bestand 
ans Torsmoor, vermischt mit asphaltischen und schwefeligen Teilen, 
Sand und Wurzeln vou Heidekraut. Da wo die obere Lage abge- 
bräunt war, lag die Asche auf weißem Saude, iu welchen ich meinen 
langen Wanderstab zwei Fuß tief steckeu konnte, ohne Widerstand zu 
finden. Ein solcher Erdbrand verzehrt die Wurzeln der niedrigen 
Bäume und des Gesträuches mit und greift oft so weit um sich, daß 
die Einwohner, die eine Stunde von diesem Moore wohnen, ihn nur 
mit Mühe löschen können. Dies kommt wohl bei heißen Sommer- 
tagen vor; die Oberfläche wird stark erwärmt, die Heide vertrocknet, 
eine Unvorsichtigkeit kann sie in Brand setzen. 
Wir mußten die brennende Erde verlassen nud auf dem schwanken- 
den Boden, der hier Dobben heißt, weiter wandern. Um uns her 
standen auf Heidehügeln Kiefern, hier Fuhren genannt, hinter denen wir 
Wiesen antrafen, welche durch AbWässerung getrocknet waren; aber auch 
ihre Erde gab nach. Wir gingen an der oldenbnrgschen Grenze hin und 
ließen Damme seitwärts rechts liegen, wo bekanntlich Germanikus 
den Hermann geschlagen haben soll; anch das Wittekindsfeld und 
das Karlfeld liegen daneben. Vörden ließen wir zur Linken liegen.
	        
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