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Heinrich hatte aber schon trübe Ahnungen. Da fuhr er am fol¬
genden Tage zu dem kranken Sully, wurde beim Einlenken in eine
andere Straße aufgehalten, und in diesem Augenblicke der Verwir¬
rung stieg ein Angoulemer, Franz Ravaillac, der erst Mönch, dann
Schullehrer gewesen, auf das rechte Rad des königlichen Wagens
und tödtete den König mit zwei Stichen. Der Mörder blieb ru¬
hig neben dem Wagen stehen, wurde dann ergriffen, gab keine
Mitschuldigen an, wurde sogar schlecht bewacht, dann aber mit
glühenden Zangen zerfleischt und ihm siedend Öl in die Wunden
gegossen, nachher der Körper langsam von 4 Pferden in 4 Stücke
zerrissen. Wer ihn gedungen? Ob's die Jesuiten, die Habsburger
oder sonst ein mächtiger Feind gewesen, man kann's nicht sagen,
wenigstens Nichts beweisen.
Ganz Frankreich trauerte über den Verlust eines Königs, der
sein Land so glücklich gemacht, und es hatte gerechte Ursache dazu.
Was freilich aus Deutschland, aus Europa überhaupt geworden
wäre, wenn er noch seine 30 Jahre, die ihm die Arzte bei der Ge¬
sundheit seines Körpers noch zutraueten, gelebt hätte, wer möchte
das vermuthen können? Zu beklagen hat wenigstens Deutschland
in seinem Interesse Heinrichs frühen Tod nicht.
42.
Königin Elisabeth von England.
Auch in England hatte die Reformation Eingang gefunden,
aber freilich Theils aus andern Gründen, Theils in anderer Weise,
als in Deutschland. Der König Heinrich VIII. wollte sich gern
von seiner Gemahlin trennen und eine andere heirathen. Da nun
der Papst dazu seine Einwilligung nicht geben wollte, so machte
sich der König mit der englischen Kirche unabhängig vom Papste,
erklärte sich selbst zum Oberhaupte der Kirche, ließ zwar die Bi¬
schöfe bestehen, aber als ihm unterworfen, ließ kein Geld mehr für
Rom hinaus und keine Befehle mehr von dort herein, hob Klöster
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