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gleich Schmeichelbriefe mit Pensionen ab, und aus 6N Federn floß
nun Frankreichs Lob.
Längere Zeit war Frankreich in dieser Weise bloß auf friedliche
Eroberungen durch Bestrickung der Geister ausgegangen. Da starb
1700 der geistes- und leibesschwache König von Spanien Karl II.
ohne Leibeserben. Ludwig und der deutsche Kaiser Leopold I. er¬
hoben Ansprüche auf das reiche Erbe. Ein Krieg sollte entscheiden.
Aber Ludwig hatte keine großen Heerführer mehr, wie ehemals,
und wie seine Gegner in dem Prinzen Eugen von Savoyen, dem
englischen Feldherrn Marlborough und dem Markgrafen Ludwig
- von Baden. In allen bedeutenderen Schlachten (bei Höchstädt,
Ramillies, Turin, Oudenarde, Malplaquet) unterlagen die Franzo¬
sen, und Ludwig würde nur unter sehr harten Bedingungen den
Frieden erhalten haben, wenn nicht der Kaiser Joseph gestorben
und Marlborough zurückgerufen wäre. Aber so gelang es ihm, im
Frieden von Utrecht und Rastatt noch ganz annehmliche Bedingun¬
gen zu bekommen. Aber freilich hatte dieser Krieg dem Lande un¬
geheuer viel gekostet; es war verarmt, verödet, verschuldet; es hatte
900 Mill. Thlr. Schulden, und die Abgaben waren auf vier Jahre
vorausbezahlt; der Ackerbau hatte keine Arbeiter, das Heer kaum
Jünglinge. Doch auch Ludwig sollte noch seine Leiden haben und
Gottes Hand schmerzlich fühlen. Alles in seinen nächsten Umge¬
bungen, was ihm lieb war, hatte der Tod ereilt. Da starben ihm
die drei nächsten Thronfolger schnell nach einander, endlich sogar
noch der vierte. Und nun stand der ganze Stamm der Bourbo¬
nen nur noch auf zwei Augen: ein fünfjähriger Urenkel wurde sein
Nachfolger. Als er endlich sterben wollte, verließen ihn selbst seine
durch ihn so mächtige Buhlerin und sein Beichtvater, einsam und
ohne Neue und Buße starb er am I. Sept. 1715. Sein Volk
war froh, von solch einem Peiniger erlöst zu seyn; der Pöbel von
Paris beschimpfte selbst noch den Leichenzug.
Er war aber nicht bloß für Frankreich zum Verderben, sondern
für ganz Europa, insonderheit für Deutschland. Paris war durch
ihn der Mittelpunkt der gebildeten Welt geworden, die französische
Sprache die der Höfe und dann aller Gebildeten, seine Bildung
galt überall als die feinste. Diese Bildung aber hatte zu ihrer