Full text: Kurzgefaßte Geschichte Schlesiens

31 
zu, in dessen Händen er bis 1452 blieb, in welchem 
Jahre die Untcrthanen des 
Ladislaus 
mit Ungestüm auf dessen Ausbändigung drangen, nach de¬ 
ren Erfolg er im I. 1453 die Regierung über Schlesien, 
Oesterreich, Ungarn und Böhmen selbst antrat, welche 
1457 schon wieder endete. Ehe er mündig wurde, war 
unter der schwachen Regierung seiner Mutter* Schlesien 
wieder voll Räuber und Fchdcr geworden. Auch erhob 
in dieser hcrrscherlosen Zeit die zwar unterdrückte, aber 
nicht ausgerottete Parthci der Taboriten oder strengen 
Hussiten in Böhmen ihr Haupt, bemächtigte sich der festen 
Oerter an der Grenze, aus welchen sie sowohl nach Böh¬ 
men als nach Schlesien auf Plünderungen auszog. Un¬ 
ter seiner Regierung schickte der Pabst Nikolaus V. einen 
Mönch nach Schlesien, welcher das hussitische Wesen und 
den Unglauben, der im Lande herrschte, dürch seine Pre¬ 
digten ausrotten sollte. Dieser Mann hieß Capistrmr, 
war zu Capistrano in Abruzzo gebürtig und stand im Rufe 
der Heiligkeit. Er fand überall eine außerordentliche Auf¬ 
nahme. Am 13. Februar 1453 kam er auch nach Bres¬ 
lau, predigte in der Elisabetbkirche und hielt nachher alle 
Tage dem Volke ans dem Fenster des Hauses zwischen 
dem jetzigen Blücher- und Paradeplatzc eine Predigt in 
lateinischer Sprache, welche ein anderer Mönch deutsch 
wiederholen mußte, wobei aber gesagt wird, daß die zahl¬ 
reich versammlete Menge sich bei dieser Wiederholung je¬ 
desmal zerstreut habe. Am Sonntage Judica ließ er aus 
der ganzen Stadt die Karten- und Brettspiele, wie auch 
die Spiegel, Larven und den weibischen und eitlen Putz 
auf einen Haufen zusammenwerfen und iin Angesicht des 
ganzen Volks, welches um das Freudenfeuer im Kreise 
herumstand, verbrennen. Auch veranstaltete Eapistran ein 
blutiges Gericht über die Juden. Er bediente sich dazu 
einer damals unter den Christen gewöhnlichen Sage, daß 
die Juden gcweihete Hostien stöhlen und auf einem leine¬ 
nen Tuche zur Verhöhnung des Christenthums mit Ruthen 
zerpeitschtcn. Auf die Anzeige, daß breslanische Juden 
eine solche, aus der Kirche zu Langenwiese von einem be¬ 
stochenen Bauer entwendete Hostie, auf die angegebene 
Art gemißhandelt hätten, wurden die sämmtlichen Juden 
verhaftet, ihre Aeltesten gefoltert und vermöge des dadurch 
erpreßten Geständnisses 41 derselben an einem Tage in 
Breslau verbrannt; die übrigen mit Einziehung ihrer Gü¬ 
ter aus der Stadt verwiesen und ihre Kinder unter 7 
Jahren getaufte und zu Christen erzogen. 
bleibt bis *452 
bei seinem Vor¬ 
mund Frie¬ 
drich m. und 
tritt 1453 die Re- 
gierung au. 
Es erheben sich 
Räuber u. Fch- 
der und die Ta¬ 
boriten wieder. 
Eapiskran kommt 
am 13. Februat' 
1453 nach Bres¬ 
lau. 
welcher ein blu¬ 
tiges Gericht 
über die Juden 
veranstaltet. 
von denen 41 
verbrannt wur¬ 
den.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.