Full text: Erster Unterricht in der allgemeinen Geschichte

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in. Maroiiiten heißt eine Secte morgenländischer 
Christen, deren Eurstehung eine Folge der monotheleti- 
schen Streitigkeiten war. Im 7. Jahrhundert war die Mei¬ 
nung, daß Christus nur mir Einem Willen gewirkt habe 
(Mon otheletismns) unter den Orientalen aufgekommen. 
Allein eine zu Cvnstantinopel 680 gehaltene Kirchenversamm¬ 
lung bestimmte, daß zwei Willen in Christo wirksam wä¬ 
ren, weil er zwei Naturen habe, und die Monothelelen, 
so nannten sich die Anhänger der Lehre von Einem Wil¬ 
len, wurden für Ketzer erklärt. Man drängte und verfolgte 
sie, worauf sie sich unter ihrem Führer Johannes Maro 
(Mönch) in Syrien zwischen Antiochien und Libanon zu einer 
abgesonderten Kirche vereinigten. Bis jetzt haben die Marv- 
niten ihre kirchliche Selbstständigkeit behauptet, und es herrscht 
unter ihnen viel Gemeingcist. Noch jetzt erinnert ihre kirch¬ 
liche Verfassung sehr an die Gebräuche der alten griechischen 
Kirche. Seit dem 12. Jahrhundert haben sie sich an die rö¬ 
mische Kirche allgeschlossen, ohne ihre Eigenheiten aufzngcben. 
Endlich erlangte es der Pa bst Clemens XI l., daß sie bei 
einer in einem Kloster auf dem Libanon (1736) gehaltenen 
Synode die Beschlüsse der tridentiNischen Kirchen- 
versammlnng annahmen. Bis dahin hatten sie das Abend¬ 
mahl unter beiderlei Gestalt genossen; nach dieser Syno¬ 
de blieb ihnen noch die Priester ehe nach Art der griechi¬ 
schen Kirche und der Gebrauch der arabischen Landessprache 
beim Gottesdienste, nur die Messe wird in altsyrischer 
Sprache gelesen. Ihr Oberhaupt nennt sich Patriarch von 
Antiochien und legt dem Pubste allemal nach 10 Jahren Re¬ 
chenschaft von dem Zustande der maronitischen Kirche ab; die 
in andern Gegenden des türkischen Reichs lebenden Maroiiiten 
sind bei ihren alten Gewohnheiten und kirchlichen Gebräuchen 
geblieben. — Die Zahl der Häretiker (Ketzer) oder für irr¬ 
gläubig gehaltenen Christen beträgt ungefähr 9 Millionen. 
In allerlei Volk, wer Gort fürchtet und recht 
thut, der ist ihm angenehm. (Apostg. 10, 35-). 
IV. 
Von den in der christlichen Religionsgesellschaft 
eingeführten religiösen Gebräuchen und Festen. 
Unsere christliche (evangelisch-protestantische) Reli¬ 
gion hat zwei feierliche Gebräuche, die zwar einfach, 
aber bedeutungsvoll sind, nämlich: Tanke und Abendmahl.
	        
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