38
in. Maroiiiten heißt eine Secte morgenländischer
Christen, deren Eurstehung eine Folge der monotheleti-
schen Streitigkeiten war. Im 7. Jahrhundert war die Mei¬
nung, daß Christus nur mir Einem Willen gewirkt habe
(Mon otheletismns) unter den Orientalen aufgekommen.
Allein eine zu Cvnstantinopel 680 gehaltene Kirchenversamm¬
lung bestimmte, daß zwei Willen in Christo wirksam wä¬
ren, weil er zwei Naturen habe, und die Monothelelen,
so nannten sich die Anhänger der Lehre von Einem Wil¬
len, wurden für Ketzer erklärt. Man drängte und verfolgte
sie, worauf sie sich unter ihrem Führer Johannes Maro
(Mönch) in Syrien zwischen Antiochien und Libanon zu einer
abgesonderten Kirche vereinigten. Bis jetzt haben die Marv-
niten ihre kirchliche Selbstständigkeit behauptet, und es herrscht
unter ihnen viel Gemeingcist. Noch jetzt erinnert ihre kirch¬
liche Verfassung sehr an die Gebräuche der alten griechischen
Kirche. Seit dem 12. Jahrhundert haben sie sich an die rö¬
mische Kirche allgeschlossen, ohne ihre Eigenheiten aufzngcben.
Endlich erlangte es der Pa bst Clemens XI l., daß sie bei
einer in einem Kloster auf dem Libanon (1736) gehaltenen
Synode die Beschlüsse der tridentiNischen Kirchen-
versammlnng annahmen. Bis dahin hatten sie das Abend¬
mahl unter beiderlei Gestalt genossen; nach dieser Syno¬
de blieb ihnen noch die Priester ehe nach Art der griechi¬
schen Kirche und der Gebrauch der arabischen Landessprache
beim Gottesdienste, nur die Messe wird in altsyrischer
Sprache gelesen. Ihr Oberhaupt nennt sich Patriarch von
Antiochien und legt dem Pubste allemal nach 10 Jahren Re¬
chenschaft von dem Zustande der maronitischen Kirche ab; die
in andern Gegenden des türkischen Reichs lebenden Maroiiiten
sind bei ihren alten Gewohnheiten und kirchlichen Gebräuchen
geblieben. — Die Zahl der Häretiker (Ketzer) oder für irr¬
gläubig gehaltenen Christen beträgt ungefähr 9 Millionen.
In allerlei Volk, wer Gort fürchtet und recht
thut, der ist ihm angenehm. (Apostg. 10, 35-).
IV.
Von den in der christlichen Religionsgesellschaft
eingeführten religiösen Gebräuchen und Festen.
Unsere christliche (evangelisch-protestantische) Reli¬
gion hat zwei feierliche Gebräuche, die zwar einfach,
aber bedeutungsvoll sind, nämlich: Tanke und Abendmahl.