Full text: Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen

Frankreich eine Republik. Eroberung Belgiens. 
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wärtige Mächte zur Herstellung der alten Ordnung in Frankreich zu 
bewegen. Kaiser Leopold II. und König Friedrich Wilhelm H. von 
Preußen fanden aber noch eine nähere Veranlassung zu einem ge¬ 
meinschaftlichen Vertheidigungsbündniß sowohl in der Besorgniß vor 
der Verbreitung der in Frankreich herrschenden revolutionären Grund¬ 
sätze, als in der Einziehung des Eigenthums deutscher Fürsten in 
Elsaß und Lothringen bei der neuen Eintheilung, welche Frankreich 
erhielt. Als ein österreichisches Beobachtungscorps in Belgien auf¬ 
gestellt wurde, ließ sich Ludwig XVI. von seinem jacobinischen Mini¬ 
sterium bestimmen, dem Kaiser Franz H., der inzwischen seinem 
Vater Leopold II. gefolgt war, den Krieg zu erklären. 
Zufolge jener Allianz nahm Preußen an diesem Kriege gegen 
Frankreich Theil. Ein österreichisch-preußisches Heer unter dem Her¬ 
zoge Ferdinand von Braunschweig, der seine Gegner durch ein dro¬ 
hendes Manifest im höchsten Grade erbitterte, rückte an dem linken 
Moselufer hinauf nach der Champagne vor, nahm Longwy und Ver¬ 
dun ein, mußte aber bald nach diesem glänzenden Anfang wegen 
Krankheiten und Mangels an Verpflegung über den Rhein zurück¬ 
kehren. Das Einrücken der fremden Truppen in Frankreich hatte 
die Lage des Königs nur verschlimmert; die gesetzgebende Versamm¬ 
lung, in welcher die wütheuden Jacobiner das Uebergewicht hatten, 
suspendirte zuerst die königliche Gewalt und ließ den König mit sei¬ 
ner Familie in's Gefängniß bringen, dann ward, nach der Ermor¬ 
dung der politischen Gefangenen durch den aufgeregten Pariser Pöbel 
das Königthum abgeschafft und Frankreich für eine untheilbare 
Republik erklärt 21. Sept. 1792. Ein Versuch der Oesterreicher 
von Norden her in Frankreich einzurücken, hatte nach ihrer Niederlage 
bei Jemappes (unweit Mons) die Eroberung der österreichischen 
Niederlande zur Folge. Die republikanischen Heere drangen über 
Aachen bis zur Roer vor. Daher konnte das deutsche Reich sich 
auch nicht mehr der Theilnahme an dem Kriege entziehen, zu welchem 
sich nach der Hinrichtung Ludwig's XVI. (21. Jan. 1793) die meisten 
europäischen Mächte in einer Coalition vereinigten, an deren Spitze 
England stand. 
Den Oesterreichern gelang es zwar im I. 1793 durch einen 
Sieg bei Aldenhoven die Franzosen aus Deutschland zu vertreiben 
und durch einen zweiten Sieg bei Neerwinden fast ganz Belgien 
wieder zu gewinnen. Bald aber waren die Republikaner durch das 
Aufgebot aller waffenfähigen Mannschaft in Masse (14 Armeen mit 
Pütz deutsche Eesch. 5. Nufl. 9
	        
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