Full text: Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen

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Pipin der Kleine. 
mußte, bei peinlichen Sachen im Eid, den Eideshelfern und den Gottesur- 
theilen oder Ordalien, wodurch sich der Beklagte, vorzüglich der Unfreie reinigte. 
Sie bestanden theils in der Feuerprobe (die bloße Hand ins Feuer halten, durch 
einen brennenden Holzstoß gehen, ein glühendes Eisen mit bloßen Händen tragen 
oder mit bloßen Füßen betreten), theils in der Wasserprobe, bald mit siedendem 
(Kesselfang), bald mit kaltem (der Untersinkende war unschuldig und ward her- 
ausgezogen), theils in der Kreuzprobe (unbewegliches Stehen mit aufgehobenen 
Händen an einem Kreuze). Das berühmteste, bei den Freien häufigste Gottes- 
urtheil bestand im Zweikampf. 
8- 7. 
Das fränkische Reich unter den Karolingern bis zur Theilung 
im Vertrage zu Verdun 732—843. 
1) Pipin der Kleine 752 — 768. 
Als der Longobardenkönig Aistnlf von den Einwohnern Roms 
einen Tribut verlangte, weil ihm die Oberhoheit über Rom und die 
dazu gehörige Landschaft zukomme, itnb Rom selbst bedrängte, begab 
sich Papst Stephan II., da er voit dem byzantinischen Kaiser keine 
Hülse erlangen konnte, nach Gallien zu Pipin, der mit des vorigen 
Papstes Genehmigung König der Franken und deshalb eilt entschie¬ 
dener Freund des römischen Stuhles geworden war. Der Papst 
salbte ihn zu St. Denis, ernannte ihn zum Patrizius von Rom 
(wodurch er ihm die Schutzherrlichkeit über die Stadt und die öffent¬ 
liche Gewalt im römischen Ducat übertrug), verbot den Franken bei 
Strafe des Bannes künftig von Pipin's Nachkommenschaft abzuwei¬ 
chen und erhielt den verlangten Beistand gegen die Longobarden. 
Pipin nöthigte durch einen zweimaligen Feldzug nach Italien 
den Longobardenkönig, Ravenna nebst der Umgegend, so wie die be¬ 
setzten Theile der römischen Landschaft sreizugeben, und dies erhielt 
nicht der byzantinische Kaiser, sondern der päpstliche Stuhl, zu 
dessen weltlicher Macht durch diese Pipiusche Schenkung der Grund 
gelegt wurde. 
Vor dem zweiten italienischen Feldzuge verlegte Pipin das bis¬ 
herige Märzfeld (die Heerschau des zu einem Feldzuge aufgebotenen 
Volkes) auf den Anfang des Mai, damit das Volk nicht etwa wie¬ 
der auseinander gehe, bevor der Feldzug beginnen konnte. Bei sei¬ 
nem Tode theilte er mit Bewilligung der Vornehmsten sein Reich in 
ein nördliches für Karl und in ein südliches für Karlmann.
	        
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