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Die Baiern.
Nach Waldemars Tode blieb die Mark vier Jahre lang
herrenlos. Dies benutzten die Nachbarn und bemächtigten sich
eines Stückes derselben nach dem andern. In dieser Zeit erhielt
Ludwig der Baier den deutschen Kaiserthron, und dieser er¬
theilte nun die Mark als erbliches Lehen seinem ältesten Sohne
Ludwig I., deut Baier. Da dieser noch sehr jung war,
so übernahm anfänglich für ihn der Kaiser selbst die Regierung.
Er stellte die inzwischen sehr gesunkene Ordnung und Sicherheit
wieder her, und brachte auch viele dem Lande entrissenen Gebiete
zu selbigem wieder zurück. Nur die Pommern wollten die Uker-
mark, deren sie sich bemächtigt batten, nicht wieder herausgeben
und verbanden sich deshalb mit Polen. Papst Johann XXII.,
ein Feind des Kaisers, begünstigte diese Verbindung und sah es
gern, daß die Polen mit großer Heeresmacht in Brandenburg
einsielen, an 200 Dörfer verwüsteten und über 6000 Männer
als Sklaven fortschleppten. Endlich gelang es Ludwig, das Land
vom Feinde zu säubern und auch die Ukermark von den Pommern
für 6000 Mark Silber zurück zu kaufen.
Bald aber entstanden neue Bedrängnisse. — Der Markgraf
Ludwig hatte sich unter Dazuthun seines Vaters mit der reichen
Erbin von Kärnthen und Tyrol, wegen ihres häßlichen Mundes
Margaretha Maultasche genannt, vermählt. Dagegen war
der Papst Clemens VII., weil sie früher mit dem Sohne des
Königs Johann von Böhmen, Johann Heinrich, vermählt
gewesen war, und so that er den Markgrafen nebst seinem Vater
in den Bann. Dies benutzte der schlaue Markgraf Karl von
Mähren (der Bruder Johann Heinrichs) und. brachte es dahin,
daß der Kaiser abgesetzt und er selbst als Kaiser Karl IV. an
seiner Stelle gewählt ward. Kurz darauf starb der Kaiser Lud¬
wig auf der Jagd, und wie man vermuthet, an beigebrachtem
Gift. Jetzt kam es Karl IV. darauf an, auch den Markgrafen
Ludwig zu verderben, und dies suchte er im Verein mit andern
Fürsten durch folgendes Gaukelspiel zu bewirken.
Die Trübsale, die zeither über die Mark gekommen waren,
veranlaßten ihre Bewohner, oft an die schönen Zeiten Waldemars
zurück zu denken und zu wünschen, daß er doch noch leben möchte.
Da mit einem Male erschallt die Kunde, Markgraf Waldemar ist
garnicht gestorben, sondern soeben von einer Wallfahrt, die er
nach dem heiligen Grabe unternommen, zurückgekehrt. Bald darauf
erscheint ein Pilger vor der erzbischöflichen Burg zu Wolmir-
städt und begehrt den Erzbischof zu sprechen. Die Diener jedoch