1193
Der Hunger hatte ihr Quartieèr gemacht,
die Armut sich, das Elend sich verbündet,
und Not und Jammer schritten im Gefolge.
Reich war der Beutegzug der Würgerin.
In heibem Sonnenbrand, in sohwüler Nacht
durchschlich die Straben sie, dis engen Gassen,
und ihre Opfer fielen tausendfach.
Das Leben ward ein Bangen um das Leben
und mit der Angst der gegenwärtigen
die künftige Minute schwer erkauft.
Auch nach dem Elbdorf kam die Schonungslose
und streckte juhen Schlages Mann und Weib
in einer Hütte dumpfer Kammer nieder.
Die RKranken stöõhnten, krüũmmten sich vor Schmerz;
die Kinder schrien und jammerten verzagt,
und alle Nachbarn flohen vor Entsetzen.
Da schritt der junge Lehrer in das Haus
und wartete der Kranken frohbeherzt
und sorgte für die Kleinen liebevoll
und kochte, wusch und reinigte und feulte),
Var alles - Warter, Magd und Arzt zugleich.
Zwei Tage und zwei lange, bange Nãchte
stand er allein im Kampfe, ohne Rast,
heib ringend mit des Todes Grau'ngestalt.
Rein Sonnenstrahl, kein milder Mondesschimmer
drang tröstend in den düstern Raum, und niemand
bot hilfreich ihm die Hand zum schweren Werke.
Zwei Tage und zwei Nächte lang allein! —
Doch blieb er Sieger. Ungefährdet spielten
die RKinder sorglos an des Grabes Rand,
und rein im Glanze der Genesung strahlte
der Eltern Auge dankend ihm entgegen.
Da ging er fröhlieh heim und legte sich
todkrank in seiner Kammer hin — und starb.
Am nãchsten Sonntag trug man ihn hinaus,
und eine schöne Rede hielt der Pfarrer.
Die Frauen und die Magdlein schluchzten laut,
die Manner senkten wie beschämt den Blick.
Doch in der Knaben Augen war ein Leuchten
von stolæem Mut und künft'ger DTaten Drang.
Jakob Loewenbersg.
D feulen ⸗ aufwischen.
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