29
Wahrend Joachim I. in Brandenburg regierte, be¬
gann in Sachsen durch Dr. Martin Luther die Reforma¬
tion. Sie fand auch in unserm Vaterlande Anhänger
und Verbreiter. Selbst die Churfürstinn, der Bischof von
Brandenburg und viele am Hofe waren ihr zugethan.
Der Churfürst war ihr aber sehr entgegen. Doch müssen
wir von ihm sagen, daß in keinem'katholischen Lande
die Protestanten sicherer wohnten, als in Brandenburg.
Joachim starb 1535. Unser Vaterland umfaßte
611 HjMeilen, denn die bisherigen Besitzungen waren
durch die Grafschaft Ruppin vergrößert. '
Vierzehnte Erzählung.
Der Churfürst Joachim II.
^wei Dinge sind von diesem Fürsten zu erzählen, welche
wichtige Folgen für Unser Vaterland hatten. Das erste
ist, daß Joachim zur evangelischen Lehre überging, und
dadurch eine neue Landeskirche entstand. Denn dem
Fürsten folgten sehr Viele im Lande, und die Refor¬
mation erhielt unumschränkten Eingang. Von Sei¬
ten der Obrigkeit wurde nun eine Untersuchung an¬
gestellt, in welchem religiösen Zustande sich das Volk be¬
finde. Da fand sich bei Lehrern und Zuhörern die un¬
aussprechlichste Unwissenheit. Um dieser zu begegnen,
wurden bessere Lehrer angestellt und heilsame Verord¬
nungen gegeben. Aber es währte noch lange, ehe der
Aberglauben wich, und die Unwissenheit sich minderte.
Darum verehrte manGott und Jesum mehr mit den Lippen,
als mit dem Herzen. — Das andere Wichtige, was durch
diesen Churfürsten geschah, war, daß er Verträge ab¬
schloß, durch welche unser Vaterland in der Folge große
Länderstrecken erwarb. So zuerst mit dem Herzoge von
Wrieg und Liegnitz in Schlesien, mit welchem er über¬
ein kam, daß, wenn die herzogliche Familie ausstürbe,
diese Länder an Brandenburg, wenn aber die branden-
burgische Linie auösterben sollte, mehrere Landestheile an