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Acht und vierzig Jahr regierte-" Friedrich'Wilhelm
über unser Vaterland. In seinem hohen Alter befiel
ihn die Wassersucht, und im April 1688 fühlte er, daß
er nicht wieder besser werden würde. Feierlich nahm
er von allen seinen Lieben Abschiede -Ohne Bangen ging
er dem Tode entgegen. Noch in den letzten Augenblicken
betete er: ,,Jch weiß, daß mein Erlöser lebt," — und
ftarb dann sanft und selig, wie ein Gerechter stirbt.
In der Domkirche zu Berlin steht jetzt seine irdische
Hülle. Was er Gutes und Großes vollbracht hat, ist nie
vergessen worden und wird auch nicht vergessen werden,
denn immer hat man ihn mit Ehrfurcht den großen
Chursürften genannt.
Die Könige von Preußen.
Zwei und zwanzigste Erzählung.
Der erste preußische König und dessen Krönung.
Unser Vaterland war durch den großen Chürfürsten zu
einem schönen und mächtigen Reiche erhoben. Die
Freunde suchten gern bei ihm Schutz und Hülfe, denn
Brandenburg's Wort hatte Ansehen; die Feinde fürch¬
teten es, denn seit jenem Kriege gegen die Schweden
hatten sie gesehen, was unser Vaterland vermochte.
Brandenburg genoß mehr Ehre und Achtung, als man¬
ches Königreich der damaligen Zeit. Dies war denn
auch wohl die Ursache, daß des großen Churfürsten Sohn,
Friedrich, der dem Vater in der Regierung folgte, den
Gedanken faßte, sein Land zum Königreiche zu erheben.
Dazu kam, daß Friedrich ein sehr prachtliebender Fürst
war und Nichts lieber suchte, als den vergänglichen
Glanz der Welt. Also noch eine Veranlassung mehr,
um sein Vorhaben auszuführen. Nachdem er dasselbe
ganz durchdacht hatte, versammelte er seine Räthe und
sagte ihnen, daß er das unabhängige Herzogthum Preußen
zum Königreiche und sich selbst zum Könige in Preußen
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