Full text: Die Weltgeschichte nebst einem Abrisse der Geschichte der Erfindungen

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der römischen oder katholischen Kirche von der griechischen 
erfolgte in der Mitte des 11. Jahrhunderts. 
§. 26. Das Christen thum in Deutschland. 
Deutsches Volksthum. 
Der erste Prediger des Christenthums unter den heid¬ 
nischen Deutschen war der Irländer Columban. Nachdem er 
das burgundische Reich besucht hatte, begab er sich (610) in 
die Gegend von Bregenz am Bodensee, wo er eine Zeitlang 
predigte und viele bekehrte. Als er hierauf nach Italien ging, 
ließ er seinen Schüler Gallus am Bodensee zurück, welcher 
das Kloster St. Gallen und das Bisthum Kostnitz oder Kon¬ 
stanz stiftete. Der eigentliche Apostel Deutschlands ist Boni- 
sacius, eigentlich Winfried, ein englischer Benediktiner. Nach 
einer vergeblichen Reise zu den Friesen (715), begab er sich 
nach Hessen, wo er nicht ohne Erfolg predigte. Der Pabst 
ernannte ihn zum Bischöfe der deutschen Kirche und empfahl 
ihn dem fränkischen Könige. Er konnte setzt dreister verfahren; 
unter andern: hieb er die heilige Eiche des Thor bei Geismar 
mit eigener Hand um, und ließ aus dem Holze derselben eine 
Kapelle bauen, wodurch er eine Menge Anhänger gewann. 
Daraus wandte er sich nach Thüringen und Baiern, stiftete 
allenthalben Bisthümer und Klöster und legte dadurch den 
Grund zu Städten, z. B. Salzburg, Regensburg, Würzburg, 
Eichstädt, Erfurt. Zum Lohn für seinen Eifer wurde er zum 
Erzbischof von Mainz ernannt. Zm späten Alter unternahm 
er noch eine neue Reise nach Friesland, taufte hier viele 
Tausende, wurde aber von räuberischen Heiden überfallen und 
sammt seinen Gefährten erschlagen. (755). Sein Leichnam 
wurde in Fulda, wo er ein Kloster gestiftet hatte, begraben. 
Die Völkerwanderung und die Einführung des Christen¬ 
thums blieben nicht ohne vielfachen Einfluß auf die Sitten 
und Einrichtungen der Deutschen. Das Volk bestand noch 
aus Freien und Unfreien. Die Kriegsanführer wurden Herzöge
	        
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