Friedrich der Sanftmüthige.
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wurden auf einige Jahre allgemeine Abgaben bewilligt, was nament¬
lich im Hussitenkriege als eine Nothwendigkeit sich herausgestellt hatte.
Ebenso war von den Ständen auf dem Landtage zu Leipzig im I.
1438 eine Ziese (Accise) d. i. eine Verbrauchsteuer von allen verkauf¬
baren Maaren zugestanden worden, und 1443 kam dazu die Kopf¬
steuer. Im Kriegswesen kam immer mehr das Pulver in Gebrauch,
ebenso wurde es gewöhnlich, den Kriegern Sold auszuzahlen. . Von
dem Streben beseelt, die hin und wieder eingerissene Rohheit des Rit¬
terthums und Adels durch Hebung des Ehrgefühls zu beseitigen, be¬
gründete Friedrich im I. 1450 den Ritterorden des heil. Hiero¬
nymus, der jedoch nach seinem Tode wieder erlosch. Daß derselbe
übrigens auch auf das materielle Wohl seines Volkes bedacht war,
dafür zeugt unter Anderm seine Fürsorge für den Handel, indem er im
I. 1458 zu Leipzig eine dritte Messe, die Neujahrsmesse, errichtete und
dafür ein kaiserliches Privilegium auswirkte. Führt auch dieser ruhm¬
würdige Fürst, dessen musterhaftes häusliches Leben bereits oben an¬
gedeutet worden ist, den Beinamen des Sanstmüthigen von der
ihm eigenen Menschlichkeit und Milde, von welcher in dieser Bographie
gleichfalls erhebende Züge mitgetheilt worden sind, so zeigt doch der
Verlauf seines Lebens, daß er da, wo es nöthig war, sich auch durch
feste Entschlossenheit, beharrlichen Muth und mannhafte Tapferkeit
auszuzeichnen wußte.