Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

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Zwickauer und Freiberger Mulde, die sich bei Kolditz vereinigen. Ihre 
Zuflüsse sind nicht bedeutend, aber ihr Lauf ist schnell und rauschend. 
Die Saalẽ entspringt auf dem Fichtelgebirge, in der Mitte 
von Deutschland. 
Unterhalb Wittenberg verläßt die Elbe den Regierungsbezirk Merse⸗ 
burg, durchströmt das Herzogtum Anhalt und nimmt die Mulde und 
Saale auf, worauf sie an den Salzwerken Schönebeck und Groß— 
salza vorübergeht. 
Die Provinz Sachsen hat einen Flächeninhalt von 25000 akin, 
worauf 2428000 Menschen leben, von welchen 114000 in der Hauptstadt 
Magdeburg selbst wohnen. Als Festung ersten Ranges ist die 
Stadt ungemein wichtig. Auch Handel und Verkehr sind von großer Be⸗ 
deutung. Hier wurde Otto v. Guerike, der Erfinder der Luftpumpe, geboren. 
Die Regierung des zweiten Bezirkes hat ihren Sitz zu Erfurt, die 
Stadt ist stark befestigt und hat einen schönen Dom, den Kaiser Ottol 
erbauen ließ. Im Turm des Domes hängt eine Glocke, die 257 Zentner 
wiegt. 
Die dritte Regierungshauptstadt ist Merseburg. In dem dortigen 
Dome wird die Hand aufbewahrt, die der Gegenkönig Rudolf von 
Schwaben in der Schlacht gegen Heinrich IV verlor. Hier schlug 
Heinrich 1 938 die Ungarn, und im Dome zu Quedlinburg, in der 
Schloßkirche, ruht der edle Held neben seiner tugendhaften Gemahlin 
Mathilde. 
105. Leiurich I der Finkler. 
. N. Vogl.) 
Nach dem Aussterben der Karolinger im Jahre 911 er, 
hoben o deutschen Fürsten den Frankenhberzog Konradel aut 
Ic Thron, und seit dieser Zeit blieb Deutschland ein Wablreieb. 
Nex den Tode Konrads 918 wurde der biedre und weise Herzog 
sachsen, Heinrieb I, zum deutsehen Kõönige gowablt. 
Mih lannie ibhn den Pinkler oder Vogelsteller, Veil dĩe 
Geandast, die ibm die Kunde von geiner Erbebung über— 
racite, lbn beim Vogelfange antrat. 
Herr Heinrich sitzt am Vogelherd, recht froh und wohlgemut; 
I ubend Perlen blinkt und blit⸗t der Morgenröte Glut. 
I Wiee und PFeld, in Wald und Au, horeh, weleh ein süßer Schall! 
Der Lerche Sang, der Waehtelsehlag, die sũbe Nachtigall. 
Aer Reinriehn chaut so fröhlieh drein: „Wie sehön ist heut die Welt! 
Was gilt's, heut giebts pnen guten Pang!“ — Er lugt zum Himmelszelt. 
Er lauseht und streift sich von der Stirn das blondgeloekte Haar; 
Xi doeh! was sprengt denn doxt hervor für eine Reiterschar?“ 
Der Staub vwallt auf, der Hufscehlag dröhnt, es naht der Waffen Klang; 
7 Gott, die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfaog! 
Ei nun, was giebt's?“ — Es hält der Zug vorm Herzog plötzlieh an; 
Herr Heinrich tritt hervor und sprieht: .Wen sueht ihr Herrn? sagt an!*
	        
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