Kurfürst Friedrich August II.
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an die Preußen sich zu ergeben. Während die Offiziere auf ihr Ehren¬
wort, nicht gegen Preußen dienen zu wollen, entlassen wurden, rcihetc
man die Unteroffiziere und Soldaten in das preußische Heer ein. Doch
entwichen die meisten theils nach Polen theils nach Frankreich, wo der
Sohn unsers Kurfürsten, Prinz Xaver,*) ein eigenes Corps aus ihnen
bildete. Friedrich August II., welcher vom Königstein aus Zeuge
jener traurigen Scene der Gefangennehmung seiner Armee hatte sein
müssen, erhielt nun von Friedrich II. Pässe nach Polen und begab
sich nebst Brühl ebendahin, wo sie bis zum Ende des Krieges ver¬
blieben. Seine Gemahlin Maria Josepha blieb in Dresden, starb
aber bereits 1757 daselbst aus Gram über das so unverschuldete Elend
ihres Landes. Der Kurprinz Friedrich Christian nahm während
des Krieges seinen Aufenthalt bald zu Dresden, bald zu Prag oder
München. Den für neutral erklärten Königstein ausgenommen, war
nun ganz Sachsen in der Gewalt Friedrich's II., der seine Winter¬
quartiere hier nahm und das Land durch außerordentlich starke Contri-
butionen und Naturallieferungen drückte, sowie er die Landstände zwang,
ihm 8000 Recruten für sein Heer zu schaffen.**)
Unterdessen hatte der mitten im Frieden unternommene Einfall des
preußischen Königs in Sachsen nicht nur in Deutschland, sondern in
ganz Europa den gerechtesten Unwillen erregt und eine allgemeine Rüstung
gegen Preußen hervorgerufen. König Ludwig XV. von Frankreich
versprach den Oesterreichern die Stellung von 105,000 Mann und die
Zahlung von 12 Millionen Franken Unterstützungsgelder; ebenso war
die Kaiserin Elisabeth von Rußland diesem Vertrage beigetreten, und
selbst der mit Friedrich II. verschwägerte König von Schweden, Fried¬
rich Adolph, hatte sich gegen seinen Schwager erklärt. Außerdem
nahmen noch die meisten deutschen Fürsten gegen Preußen Partei.
Der gewandte König Friedrich II. benutzte die Zeit und brach
im Frühjahr 1757 nach Böhmen auf, um die österreichische Armee,
noch ehe die fremden Hülfsvölker erschienen, zu schwächen. So gelang
es ihm, das unter dem Prinzen Karl von Lothringen stehende Heer
in der Schlacht bei Prag (6. Mai» vollständig zu schlagen. Doch
verlor Friedrich die Schlacht bei K oll in (18. Juni) gegen den
österreichischen Feldmarschall Daun, hauptsächlich durch die Tapferkeit
4 sächsischer Cavalleriercgimenter, welche im vorigen Jahre in Polen
gestanden hatten. Der König von Preußen sah sich nun genöthigt,
sich in die Lausitz zurückzuziehen, wo der ihm nachfolgende Feldmarschall
Daun die Stadt Zittau, welche von einem kleinen preußischen Hee¬
reshaufen besetzt war, der den anrückenden Oesterreichern die Oeffnung
der Thore verweigerte, am 23. Juli in den Grund schießen ließ, so
*) Derselbe war französischer Generalmajor, nicht aber, wie manche Schriftsteller
nach einer unrichtigen Uebersetzung von marechal de camp behaupten, Feldmarschall.
**) Die preußische Armee, welche damals in Sachsen und Schlesien die Winter¬
quartiere bezog, bestand aus 146,157 Mann. Zur Unterhaltung dieser Truppen¬
massen, wozu Sachsen das Meiste schaffen mußte, waren monatlich 911,080 Thlr.
erforderlich. Man darf sich darum nicht wundern, wenn der 7jährige Krieg dem
Kursürstenthum Sachsen 70 Millionen Thaler kostete.