Despotismus und Reformation in England.
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Zu ihrer Unterstützung heiratete sie ihren Verwandten, den schönen und
eitlen Damley. Aus Aerger, dafs Maria ihn von der Regierung ausschlofs und
als ihren Vertrauten den gewandten Italiener Rizzio gebrauchte, liefs er ihn vor
ihren Augen ermorden. Maria näherte sich dem Grafen Bothwell. Das Land¬
haus, worin sie den kranken Damley (nach der Aussöhnung mit ihm) pflegte,
wurde in die Luft gesprengt. Maria heiratete Bothwell, der sie auf einer nächt¬
lichen Reise raubte, trotzdem das allgemeine Gerücht ihn'als den Mörder ihres
Gatten bezeichnete.
Der Adel erhob sich gegen sie (Bothwell bald darauf als See¬
räuber im Wahnsinn gestorben), krönte ihren 2jährigen Sohn Jakob VI.
und gab ‘ die Regentschaft ihrem Bruder Murray. Die reformierte
Kirche wurde Landeskirche. Maria, anfangs gefangen, nach ihrer
Flucht besiegt, begab sich im eiligsten Ritte nach England. Elisabeth
liefs, ohne sie zu sprechen, sie bewachen (weshalb?), obgleich sie
auch den Schotten wegen ihres reformierten Bekenntnisses und des
Aufstandes nicht freundlich gesinnt war (Murrays Anklage).
Während der fast 20jährigen Gefangenschaft entstanden Verschwörungen
(Babington) von Marias Anhängern in England. Auch Schottland hatte nach der
Ermordung Murrays manche Gährung durchzumachen. Das katholische Aus¬
land, besonders der Papst, suchte auf alle Weise sich einzumischen. 1587 er- 1587
litt Maria Stuart den Tod durch Henkershand, bis zum letzten Augenblicke von
ihrem Erbrechte überzeugt, weil ihr Schuld gegeben wurde von den Verschwö¬
rungen gegen Elisabeths Leben gewufst zu haben.
Ein Parlamentbeschlufs hatte den Verlust der Thronfolge für denjenigen
festgesetzt, dessentwegen eine Verschwörung unternommen sei, den Tod, wenn er
Anteil daran genommen habe, und Elisabeth zur Einsetzung eines Spezialge¬
richtes ermächtigt. Dieses erklärte die Teilnahme Marias an den Verschwörungen
auf Grund der beschlagnahmten Briefschaften für erwiesen, ohne die sie an¬
klagenden Sekretäre in ihrer Gegenwart, wie sie wünschte, zu verhören. Das
Parlament ersuchte Elisabeth um Vollstreckung des Urteils, das sie nach mehr¬
monatlichem Bedenken unterschrieb. Der Staatssekretär, welcher nicht, was
sonst geschah, vor der Ausführung dasselbe nochmals präsentiert hatte, wurde
bestraft.
88. Untergang der spanischen Armada 1588 und die Blüte Eng¬
lands unter Elisabeth. Philipp II.. der von Maria Stuart nach dem etwaigen
Abfalle ihres Sohnes von der katholischen Kirche zu ihrem Nachfolger
erklärt war, trat, empört über die Unterstützung, des Aufstandes der
Niederländer durch Elisabeth und über Gewaltthaten der Engländer
in den spanischen Kolonieen, als Rächer der Maria Stuart auf. Aber
seine „unüberwindliche Armada“ von 130 Segeln unter Medina Si-1588
donia ging 1588 teils durch wiederholte Stürme, teils durch die An¬
griffe der Engländer (Howards Brander) zu Grunde (§. 29) („Afflavit
Deus et dissipati sunt“).
Nach langer und für England segensreicher Regierung starb Eli¬
sabeth im Schmerz über die Hinrichtung ihres Lieblinges Essex, weil
er den durch Philipp veranlafsten Aufstand der Iren, welche wegen
des Katholizismus und der verschiedenen Nationalität hart bedrückt
wurden, durch einen ungünstigen Vertrag beendet hatte.
Seit jenem glücklichen Kriege begann Englands Uebergewicht zur See.
Gefeierte Seehelden, wie der Weltumsegler Franz Drake (Ueberbringer der Kar¬
toffeln) und Sir Walter Raleigh, zeigten zugleich den Weg zu Englands Welt¬
macht durch überseeische Handelsverbindungen und Kolonieen, sowie durch
Ausbeutung des grofsen Reichtums Englands selbst. Hand in Hand mit diesem
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