Full text: Mittlere Geschichte (Theil 2)

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später, zu einer Markgrafschaft erhoben, nämlich das jetzige Mähren. Auch 
nach Italien unternahm Arnulf einen Zug, um Berengar von Friaul gegen 
seinen Gegner Wido oder Guido von Spoleto, der ihm die Krone von Italien 
streitig machte, zu beschützen. Bei dieser Gelegenheit wurde er in Rom vom 
Papste als Kaiser gekrönt. Bald nach seiner Rückkehr starb er 899 in Regensburg. 
Arnulfs sechsjähriger Sohn, Ludwig das Kind 899—911, wurde 
trotz seines zarten Alters als König der Deutschen anerkannt, die Leitung der 
öffentlichen Geschäfte aber führten der Erzbischof Hatto von Mainz und der 
Herzog von Sachsen, Otto der Erlauchte. Seine Regierung fiel in eine un¬ 
glückliche Zeit, wo die Ordnung in Deutschland aufgelöst war, Jeder an sich 
riß, was er konnte, und die Ungern verwüstende Einfälle in Oesterreich und 
Baiern, Thüringen und Sachsen unternahmen. Ludwig starb, noch nicht 
18 Jahre alt, und mit ihm erlosch 911 das einst so mächtige, zuletzt ent¬ 
artete Haus der Karolinger in Deutschland. Die Deutschen wählten nun 
unter den Herzögen einen neuen König, den tapfern Conrad, Herzog von Franken. 
Noch verwirrter ging es in Italien zu. Es ist schon gesagt worden, 
daß Lothars Stamm 875 ausstarb, und daß Italien zunächst an Karl den 
Kahlen fiel. Nach seinem Tode hießen Karlmann, Ludwigs des Deutschen 
Sohn, und sein Bruder Karl der Dicke eine Zeit lang Könige von Italien. 
Dann kämpften der deutsche König Arnulf, die mächtigen Herzoge Guido von 
Spoleto, Berengar von Friaul und die Könige von Burgund um Italien und 
die Kaiserkrone, und bald herrschte der Eine, bald der Andere. Diese fort¬ 
währenden Kriege brachten vieles Elend über das Land. Die Großen und 
die Bischöfe unterdrückten das arme Volk, welches kaum das Leben fristen 
konnte. Doch nicht lange, so zeigte sich, besonders in Oberitalien, eine schöne 
Erscheinung. Die Städte umgaben sich mit Mauern, um vor den Räubereien 
der Ungern, die öfters Einfälle machten, und der kriegführenden Parteien 
sicher zu sein, und ihre Bürger wurden kriegerisch. Dadurch bekamen sie 
das Gefühl ihrer Wichtigkeit, und es entstand die Begierde, sich von ihren 
Zwingern unabhängig zu machen. Dazu kam, daß sie durch ausgebreiteteu 
Handel recht wohlhabend wurden; der Reichthum aber vermehrte ihr Selbst¬ 
gefühl und ihre Wichtigkeit. Zuletzt bildete fast jede Stadt einen besonderen 
kleinen Staat mit eigenen Gesetzen und Magistratspersonen, und selbst die 
Adeligen hielten es für eine Ehre, Bürger einer solchen Stadt zu sein. 
40. Conrad l. — Heinrich der Vogler. — Otto der Große. 
(Conrad I. 911—918. Heinrich der Vogler 918 — 936. Vereinigung Lothringens mit 
Deutschland. Einfälle der Magyaren oder Ungern. Kriege gegen die Heveller, Dalemin- 
zier, Böhmen und Dänen. Die Marken Schleßwig, Nordsachsen und Meißen. Schlacht 
bei Merseburg 933. Städtebau und Bürgerstand. Otto I. 936 — 973. Krieg gegen 
Boleslaus den Bösen. Hermann Billung. Empörungen der Herzöge. Graf Gero. 
Bisthümer in Havelberg, Brandenburg, Schleßwig, Ripen und Aarhuus. Erwerbung 
des Königreichs Italien 951. Conrad von Worms, Ludolf von Schwaben und Pfalz¬ 
graf Arnulf gegen den Kaiser. Einfälle der Ungern 954 und 955. Schlacht auf dem 
Lechfelde 955. Römerzug 962. Erzbisthnm Magdeburg. Tod des Kaisers.) 
Die deutsche Königskrone war im Geschlecht der Karolinger durch Erb¬ 
recht auf den Nachfolger übergegangen; von da ab geschah der Antritt der
	        
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