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sie gönnten, so boten sie dieselbe dem Könige von Frankreich, Robert, oder,
wenn er sie ausschlage, seinem Sohne Hugo an. Aber Robert hielt es nicht
für gerathen, sich mit den uneinigen Italienern einzulassen. Dagegen wünschte
die dem Kaiser geneigte Partei der Italiener, an deren Spitze der Erzbischof
Heribert von Mailand stand, des Kaisers baldigste Ankunft, und Heri¬
bert eilte deshalb selbst nach Deutschland, den Zug des Kaisers zu beschleunigen.
Conrad empfing ihn in Constanz. Auch Abgeordnete von Pavia erschienen,
um wegen jener raschen That Verzeihung zu erbitten. Conrad empfing sie
rauh, und verlangte Wiederaufbau des zerstörten Palastes auf der nämlichen
Stelle, wogegen die Pavesaner den neuen außerhalb der Stadt aufbauen wollten.
Das verhinderte die Aussöhnung. Conrad sammelte seine Krieger bei Augs¬
burg, überstieg nun die Tyroler Alpen (1026), verwüstete die Umgegend von
Pavia, das sich hartnäckig weigerte, die Thore zu öffnen, furchtbar, und em¬
pfing in Mailand vom Erzbischof Heribert die Krönung mit der eisernen
Krone. Als er aber nach Ravenna kam, brach der Ingrimm der Einwohner
gegen die Deutschen los. Jene erhoben in nächtlicher Weile einen Tumult,
fielen über die vereinzelten Krieger her, und erst nachdem ihrer eine Menge
ermordet waren, gelang es den Deutschen, die Rebellen zu Paaren zu treiben.
Auch Pavia und die andern feindseligen Städte gaben endlich nach, erkannten
den König an, und Pavia fügte sich in den Willen desselben. Dann empfing
Conrad in Rom vom Papst (Johann XIX.) die Kaiserkrönung. Zufällig be¬
fand sich damals hier auch der König von Dänemark und England, Kanut
der Große. Mit ihm schloß der Kaiser Freundschaft, indem er ihm die
Mark Schleßwig jenseit der Eyder überließ. Einen wichtigeren Vertrag ging
er hier mit Rudolph, dem letzten König von Burgund, ein. Beide Könige
hatten dazu hier eine Zusammenkunft verabredet. Rudolph nämlich, der keine
Kinder hatte, erkannte den Kaiser als seinen Nachfolger an, und so wurde
Burgund nach Rudolphs Tode (1032) mit Deutschland vereinigt. Es ist
dabei geblieben bis zu dem großen Interregnum, wo sich nach und nach die
burgundischen Großen von der deutschen Oberhoheit losmachten, und eigene
Reiche bildeten: die Dauphinch Franche Comts, Savoyen, und das eigentliche
Herzogthum Burgund, aus welchem später das große Herzogthum Burgund
hervorgegangen ist. Auch dies Mal brach ein Aufstand in Rom gegen die
Deutschen aus, der erst durch Blutvergießen unterdrückt werden konnte. Con¬
rad eilte daher über Verona nach Deutschland zurück.
Neun Jahre nach seinem ersten Zuge ging Conrad (1035) zum zweiten
Male über die Alpen, abermals von Heribert gerufen. Dieser stolze Priester
hatte durch Herrschsucht und Strenge sich verhaßt gemacht, und ein Aufruhr
war gegen ihn ausgebrochen. Conrad kam; da aber von allen Seiten Klagen
über die Anmaßung Heriberts bei ihm einliefen, so versammelte er in Pavia
einen Reichstag, forderte den Priester vor, und befahl ihm, die ungerechten
Güter wieder herauszugeben. Heribert weigerte sich entschieden, und da er dem
Kaiser hochmüthig antwortete, so ließ ihn dieser greifen und gefangen abführen.
So viele Feinde der Erzbischof bis dahin gehabt hatte, so sehr beklagte man
doch nun sein Schicksal dem Kaiser gegenüber, und da es jenem gelang, aus
seiner Haft zu entspringen, und nach Mailand zu entkommen, so war der Jubel
der Italiener allgemein, und die Mailänder pflanzten wieder die Fahne der
Nöff. Weltgesch. 2. Th. x