Full text: Mittlere Geschichte (Theil 2)

65 
sie gönnten, so boten sie dieselbe dem Könige von Frankreich, Robert, oder, 
wenn er sie ausschlage, seinem Sohne Hugo an. Aber Robert hielt es nicht 
für gerathen, sich mit den uneinigen Italienern einzulassen. Dagegen wünschte 
die dem Kaiser geneigte Partei der Italiener, an deren Spitze der Erzbischof 
Heribert von Mailand stand, des Kaisers baldigste Ankunft, und Heri¬ 
bert eilte deshalb selbst nach Deutschland, den Zug des Kaisers zu beschleunigen. 
Conrad empfing ihn in Constanz. Auch Abgeordnete von Pavia erschienen, 
um wegen jener raschen That Verzeihung zu erbitten. Conrad empfing sie 
rauh, und verlangte Wiederaufbau des zerstörten Palastes auf der nämlichen 
Stelle, wogegen die Pavesaner den neuen außerhalb der Stadt aufbauen wollten. 
Das verhinderte die Aussöhnung. Conrad sammelte seine Krieger bei Augs¬ 
burg, überstieg nun die Tyroler Alpen (1026), verwüstete die Umgegend von 
Pavia, das sich hartnäckig weigerte, die Thore zu öffnen, furchtbar, und em¬ 
pfing in Mailand vom Erzbischof Heribert die Krönung mit der eisernen 
Krone. Als er aber nach Ravenna kam, brach der Ingrimm der Einwohner 
gegen die Deutschen los. Jene erhoben in nächtlicher Weile einen Tumult, 
fielen über die vereinzelten Krieger her, und erst nachdem ihrer eine Menge 
ermordet waren, gelang es den Deutschen, die Rebellen zu Paaren zu treiben. 
Auch Pavia und die andern feindseligen Städte gaben endlich nach, erkannten 
den König an, und Pavia fügte sich in den Willen desselben. Dann empfing 
Conrad in Rom vom Papst (Johann XIX.) die Kaiserkrönung. Zufällig be¬ 
fand sich damals hier auch der König von Dänemark und England, Kanut 
der Große. Mit ihm schloß der Kaiser Freundschaft, indem er ihm die 
Mark Schleßwig jenseit der Eyder überließ. Einen wichtigeren Vertrag ging 
er hier mit Rudolph, dem letzten König von Burgund, ein. Beide Könige 
hatten dazu hier eine Zusammenkunft verabredet. Rudolph nämlich, der keine 
Kinder hatte, erkannte den Kaiser als seinen Nachfolger an, und so wurde 
Burgund nach Rudolphs Tode (1032) mit Deutschland vereinigt. Es ist 
dabei geblieben bis zu dem großen Interregnum, wo sich nach und nach die 
burgundischen Großen von der deutschen Oberhoheit losmachten, und eigene 
Reiche bildeten: die Dauphinch Franche Comts, Savoyen, und das eigentliche 
Herzogthum Burgund, aus welchem später das große Herzogthum Burgund 
hervorgegangen ist. Auch dies Mal brach ein Aufstand in Rom gegen die 
Deutschen aus, der erst durch Blutvergießen unterdrückt werden konnte. Con¬ 
rad eilte daher über Verona nach Deutschland zurück. 
Neun Jahre nach seinem ersten Zuge ging Conrad (1035) zum zweiten 
Male über die Alpen, abermals von Heribert gerufen. Dieser stolze Priester 
hatte durch Herrschsucht und Strenge sich verhaßt gemacht, und ein Aufruhr 
war gegen ihn ausgebrochen. Conrad kam; da aber von allen Seiten Klagen 
über die Anmaßung Heriberts bei ihm einliefen, so versammelte er in Pavia 
einen Reichstag, forderte den Priester vor, und befahl ihm, die ungerechten 
Güter wieder herauszugeben. Heribert weigerte sich entschieden, und da er dem 
Kaiser hochmüthig antwortete, so ließ ihn dieser greifen und gefangen abführen. 
So viele Feinde der Erzbischof bis dahin gehabt hatte, so sehr beklagte man 
doch nun sein Schicksal dem Kaiser gegenüber, und da es jenem gelang, aus 
seiner Haft zu entspringen, und nach Mailand zu entkommen, so war der Jubel 
der Italiener allgemein, und die Mailänder pflanzten wieder die Fahne der 
Nöff. Weltgesch. 2. Th. x
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.