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wig XIV. gleich nach Abschluß des Friedens, 1715, gestorben sei, ist schon
oben gesagt worden.
Bald darauf mußte Karl VI. mit den Türken einen Krieg führen, von
1716—1718. Diese hatten nämlich im Carlowitzer Frieden den Venetianern
Morea abgetreten, waren aber jetzt da eingefallen, und hatten die Halbinsel
wieder an sich gerissen. Venedig bat den Kaiser um Hülfe, und die Türken
kamen durch eine Kriegserklärung zuvor. Prinz Eugen besiegte darauf die
Türken in einer großen Schlacht bei Peterwardein 1716. Noch grö¬
ßer war die Niederlage, welche sie 1717 in der Schlacht bei Belgrad
durch ihn erlitten. Diese beiden Schlachten hatten die Türken so gedemüthigt,
daß sie um Frieden baten, der ihnen auch 1718 in Passarowitz bewilligt
wurde. Sie erhielten dadurch zwar Morea zurück, mußten aber das Banat,
Servien und andere Gebiete an Oestreich abtreten. Der Antheil Karls VI.
am polnischen Erbfolgekriege, so wie an einem nachmaligen Türkenkriege, soll
am Ende des 92. Abschnittes erzählt werden. Alle Sorgen und Bemühungen
dieses Monarchen in den letzten Zeiten seiner Regierung waren darauf ge¬
richtet, seiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge zu sichern, indem er
dafür ein Hausgesetz errichtete, die pragmatische Sanction genannt, und
bedeutende Opfer brachte, um die Zustimmung der Mächte dafür zu gewinnen.
Sonst war er ein wohl unterrichteter, thätiger Mann, meinte es mit seinen
Unterthanen gut, und war gegen Andersdenkende duldsam. Er starb 1746.
91. Karl X. Gustav von Schweden.
(Christine 1632— 1654. Karl Gustav 1654 —1660. Krieg mit Johann Casimir von
Polen 1655 —1660. Schlacht bei Warschau 1656. Krieg gegen Dänemark 1657. Ueber-
gang über die Belte. Frieden in Noeskilde 1658. Erneuerung des dänischen Krieges.
Belagerung von Kopenhagen 1658. Tod Karl Gustav's. Karl XI. 1660 —1697. Frie¬
densschlüsse in Oliva, Kopenhagen und Kardis. Dänische Revolution 1660 unter Fried¬
rich III., 1648 — 1670. Christian V. 1670 — 1699. Peter Schumacher Graf von
Griffenfeld 1671 — 1676.)
Gustav Adolph hatte keinen Sohn hinterlassen; seine junge Tochter
Christine folgte ihm auf dem Throne. Ein Reichsrath führte für sie die
Regierung bis 1644. Dann regierte sie selbstständig. Aber ihre Launen
und Sonderbarkeiten, so wie ihre große Vorliebe für die Künste und den
Umgang mit gelehrten Männern entfremdeten sie dem Herrscheramte und dem
schwedischen Wesen. Sie legte 1654 die Krone nieder und übergab sie dem
Sohne einer Schwester Gustav Adolph's, dem Pfalzgrafen Karl X. Gustav.
Sie verließ Schweden, trat in Innsbruck zur römischen Kirche über, durch¬
reiste die Niederlande, Frankreich und Italien, und nahm endlich ihren Aufent¬
halt in Rom, wo sie zerfallen mit sich und der Welt 1689 starb. Ihr
Nachfolger, Karl Gustav, war wohl unterrichtet, thätig, freundlich gegen
Jedermann, ungemein kühn, aber von ungemessenem Ehrgeize. Dieser Ehr¬
geiz trieb ihn zum Kriege; denn kriegerischer Ruhm schien ihm das Höchste.
Daher ist seine kurze Regierung (1654 —1660) glanzvoll, aber für das wahre
Wohl Schwedens nicht glücklich gewesen.
Sobald er den Thron bestiegen hatte, suchte er Veranlassung zum Kriege.
In Poleu regierte damals ein Sohn jenes obengenannten Sigismund aus