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Andere Einrichtungen fanden mehr Beifall. Besonders erkannten die
Märker mit Dank die vielen Verschönerungen, welche Friedrich mit Berlin
und Potsdam vornahm. Er erbaute unter andern das neue Schloß bei
Potsdam, und zierte den Wilhelmsplatz in Berlin mit den Standbildern
der vorzüglichsten Helden des siebenjährigen Krieges: Zielens, Schwerins,
iseidlitzs, Winterfelds und Keiths. Vorzüglich viel that er für
Schlesien, welches auch am meisten durch den Krieg gelitten hatte. Er legte
hier auf den Höhen des Euleugebirges die Festung Silberberg an, ließ
in Oberschlesien viele neue Dörfer erbauen, und schenkte dem verarmten Adel
300,000 Rthlr. Da aber diese Summe nicht hinreichte, den sehr verschul¬
deten Gutsbesitzern aufzuhelfen, so bewilligte er, daß sie insgesammt Pfand¬
briefe auf die Hälfte des Werths ihrer Güter ausstellten. Im Jahre 1771
und 1772 entstand eine große Hungersnoth in den meisten Gegenden Deutsch¬
lands, und nun hatte Friedrich Gelegenheit, sich recht als Vater seines Volks
zu zeigen. Die Noth war so groß, daß in manchen Gegenden Gras gekocht,
Baumrinde gemahlen, und die ekelhafteste Nahrung nicht verschmäht wurde.
In Sachsen allein starben 150,000 Menschen vor Hunger oder an den dar¬
aus entstandenen Seuchen. Friedrich hatte die Gewohnheit, in wohlfeilen
Jahren seine Magazine für das Heer mit Getreide zu füllen. Jetzt öffnete
er sie, und verkaufte an die Soldaten und an die armen Leute das Korn zu
wohlfeileren Preisen. Das lockte au 40,000 Menschen aus dem Auslande
herbei, um an dieser Wohlthat Theil zu nehmen. Dies sind nur einige we¬
nige seiner verdienstvollen Unternehmungen und Einrichtungen.
Nur eine Unternehmung kann keineswegs gebilligt werden — die
Theilung Polens — und eben darum sind auch die Folgen davon für
Preußen sehr nachtheilig gewesen. Polen hatte zwar einen König, war aber
dennoch eine Republik. Der König war ohne Gewalt, der Bürger ohne An¬
sehen, und der Bauer ein elender Leibeigener. Alle Macht war in den Hän¬
den des Adels. Die Edelleute wählten den König, der oft aus ihrer Mitte
genommen wurde; auf ihren Gütern waren sie unumschränkte Herren; sie
geboten über ihrer Bauern Leben und Tod, und waren allein zu allen geist¬
lichen und weltlichen Ehrenämtern berechtigt. Bei einer so unklugen Ver¬
fassung konnte es nicht ohne viele Unordnungen abgehen, besonders da ein
großer Theil der Edelleute so bettelarm war, daß sie bei den reicheren als
Knechte dienen mußten, und also ganz abhängig von ihnen waren. Auf dem
Reichstage ging es so tumultuarisch her, daß man ihn als Sprichwort ge¬
brauchte, und von einer recht tollen Verwirrung zu sagen pflegte, es gehe
zu, wie aus dem polnischen Reichstage. Sobald Katharina II. den russischen
Thron bestiegen hatte, war sie fest entschlossen, die Unordnung in Polen zu
ihrem Vortheile zu benutzen. Sie ließ Soldaten an die polnische Gränze
rücken, und als August III. 1763 starb, verlangte sie, die Polen sollten
Stanislaus Äugn st Poniatowski zum Könige wählen. Dieser Mann
war früher polnischer Gesandter in Petersburg gewesen, und hatte sich durch
seine schöne Gestalt und seine einnehmenden Manieren die Gunst Katharinens
erworben; sonst war er ein Mann von schwachem Charakter und geringen
Geistesgaben. Die meisten Polen widersprachen; sogleich rückten russische
Soldaten unter Repnin ein, und Poniatowski wurde gewählt. Jetzt sahen