Full text: Neue Geschichte (Theil 3)

282 
Andere Einrichtungen fanden mehr Beifall. Besonders erkannten die 
Märker mit Dank die vielen Verschönerungen, welche Friedrich mit Berlin 
und Potsdam vornahm. Er erbaute unter andern das neue Schloß bei 
Potsdam, und zierte den Wilhelmsplatz in Berlin mit den Standbildern 
der vorzüglichsten Helden des siebenjährigen Krieges: Zielens, Schwerins, 
iseidlitzs, Winterfelds und Keiths. Vorzüglich viel that er für 
Schlesien, welches auch am meisten durch den Krieg gelitten hatte. Er legte 
hier auf den Höhen des Euleugebirges die Festung Silberberg an, ließ 
in Oberschlesien viele neue Dörfer erbauen, und schenkte dem verarmten Adel 
300,000 Rthlr. Da aber diese Summe nicht hinreichte, den sehr verschul¬ 
deten Gutsbesitzern aufzuhelfen, so bewilligte er, daß sie insgesammt Pfand¬ 
briefe auf die Hälfte des Werths ihrer Güter ausstellten. Im Jahre 1771 
und 1772 entstand eine große Hungersnoth in den meisten Gegenden Deutsch¬ 
lands, und nun hatte Friedrich Gelegenheit, sich recht als Vater seines Volks 
zu zeigen. Die Noth war so groß, daß in manchen Gegenden Gras gekocht, 
Baumrinde gemahlen, und die ekelhafteste Nahrung nicht verschmäht wurde. 
In Sachsen allein starben 150,000 Menschen vor Hunger oder an den dar¬ 
aus entstandenen Seuchen. Friedrich hatte die Gewohnheit, in wohlfeilen 
Jahren seine Magazine für das Heer mit Getreide zu füllen. Jetzt öffnete 
er sie, und verkaufte an die Soldaten und an die armen Leute das Korn zu 
wohlfeileren Preisen. Das lockte au 40,000 Menschen aus dem Auslande 
herbei, um an dieser Wohlthat Theil zu nehmen. Dies sind nur einige we¬ 
nige seiner verdienstvollen Unternehmungen und Einrichtungen. 
Nur eine Unternehmung kann keineswegs gebilligt werden — die 
Theilung Polens — und eben darum sind auch die Folgen davon für 
Preußen sehr nachtheilig gewesen. Polen hatte zwar einen König, war aber 
dennoch eine Republik. Der König war ohne Gewalt, der Bürger ohne An¬ 
sehen, und der Bauer ein elender Leibeigener. Alle Macht war in den Hän¬ 
den des Adels. Die Edelleute wählten den König, der oft aus ihrer Mitte 
genommen wurde; auf ihren Gütern waren sie unumschränkte Herren; sie 
geboten über ihrer Bauern Leben und Tod, und waren allein zu allen geist¬ 
lichen und weltlichen Ehrenämtern berechtigt. Bei einer so unklugen Ver¬ 
fassung konnte es nicht ohne viele Unordnungen abgehen, besonders da ein 
großer Theil der Edelleute so bettelarm war, daß sie bei den reicheren als 
Knechte dienen mußten, und also ganz abhängig von ihnen waren. Auf dem 
Reichstage ging es so tumultuarisch her, daß man ihn als Sprichwort ge¬ 
brauchte, und von einer recht tollen Verwirrung zu sagen pflegte, es gehe 
zu, wie aus dem polnischen Reichstage. Sobald Katharina II. den russischen 
Thron bestiegen hatte, war sie fest entschlossen, die Unordnung in Polen zu 
ihrem Vortheile zu benutzen. Sie ließ Soldaten an die polnische Gränze 
rücken, und als August III. 1763 starb, verlangte sie, die Polen sollten 
Stanislaus Äugn st Poniatowski zum Könige wählen. Dieser Mann 
war früher polnischer Gesandter in Petersburg gewesen, und hatte sich durch 
seine schöne Gestalt und seine einnehmenden Manieren die Gunst Katharinens 
erworben; sonst war er ein Mann von schwachem Charakter und geringen 
Geistesgaben. Die meisten Polen widersprachen; sogleich rückten russische 
Soldaten unter Repnin ein, und Poniatowski wurde gewählt. Jetzt sahen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.