Full text: Neue Geschichte (Theil 3)

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den sogenannten ewigen Frieden, der anch wirklich bis ans hente nnr 
selten gestört worden ist. 
Der erste Krieg zwischen Karl V. nnd Franz, der hanptsächlich ans den 
alten Ansprüchen der Oberlehnsherrlichkeit des Reiches entstand, welche der 
Kaiser ans das im französischen Besitz befindliche Ober-Italien nnd Mailand 
ernenerte, wnrde von 1521 —1525 größtenteils in Italien geführt. Karl 
war nicht selbst dabei gegenwärtig, sondern ließ ihn dnrch seine Generale 
führen, während er selbst in Spanien war. Franz dagegen, ein sehr ritter¬ 
licher König, voll Mnth nnd Ehrbegierde, nahm persönlich Antheil am Kampfe. 
Der Anfang des Krieges schien für Franz günstig ansfallen zn wollen. Der 
französische Marschall Lantrec, Statthalter von Mailand, das noch in fran¬ 
zösischen Händen war, eröffnete den Krieg in Italien, nnd befreite Parma, 
welches der Anführer der päpstlichen nnd kaiserlichen Trappen, der alte 
Prosper Colonna, Statthalter von Neapel, belagerte. Da aber Lantrec 
die nöthigen Gelder nicht erhielt, nnd daher die im französischen Dienst be¬ 
findlichen Schweizer nach Hanse zogen, drängte ihn Colonna znrück, nnd be¬ 
mächtigte sich fast ganz Oberitaliens. In der ersten Frende über diese Erfolge 
starb Papst Leo X. 1521. Sein Nachfolger, Hadrian VI., Karls ehema¬ 
liger Lehrer, ein gnter, verständiger Mann, ernenerte das Bündniß mit dem 
Kaiser. — Noch schlimmer erging es den Franzosen 1522. Zwar hatte Lantrec 
ein nenes Schweizerheer in Sold genommen, aber da er sie nicht bezahlen 
konnte, wnrden sie nnwillig, nnd drohten wieder abzuziehen Er wagte in 
dieser Noth eine Schlacht bei Bicoca nnweit Mailand, wnrde geschlagen, 
die Schweizer zogen nach Hanse, nnd fast ganz Italien war für Frankreich 
verloren, dessen Lage dadnrch noch mißlicher wnrde, daß anch der König von 
England, Heinrich VIIL, mit dem Kaiser in Bnnd trat, nnd ein Heer in 
Frankreich landen ließ. Selbst im Innern dieses Reichs drohten Unruhen 
anszubrechen. Einer der ersten Prinzen des königlichen Hauses, der schöne 
und ritterliche Connetable, Karl Herzog von Bourbon, ging zum Kai¬ 
ser über. Die Königin Mutter, Luise von Savoyen, hatte ihm, der 13 Jahre 
jünger war, ihre Hand angetragen, er sie aber auf eine verächtliche Weise 
zurückgewiesen. Die rachsüchtige Frau machte darauf einen Prozeß anhängig, 
der ihn um viele Güter brachte, und da überdies der König ihn geringschätzig 
behandelte, so trat er mit Kaiser Karl in Unterhandlungen, und stüchtete nach 
Spanien. Franz, der Bourbons großen Einfluß in Frankreich kannte, wagte 
nicht, wie er gewollt, selbst nach Italien zu gehen, sondern schickte 1523 den 
Admiral Bonnivet dahin ab, der zwar bei seiner Unerfahrenheit wenig 
ausrichtete, aber dennoch sich in Italien behauptete. Dnrch den Tod Ha¬ 
drians VI. verlor der Kaiser einen treuen Verbündeten, denn der neuerwählte 
Papst Clemens VII. (1523 —1534) war ihm weniger zugethan. Im 
Jahre 1524 wurde der Krieg in Italien zu großem Nachtheil der Franzosen 
fortgesetzt. Colonna war gestorben; seine Nachfolger: Lannoy, Karl von 
Bourbon und Pescara, schlugen Bonnivet ans dem Felde, und trieben 
ihn über die Alpen zurück, wobei Bayard, der den Rückzug leitete, erschos¬ 
sen wurde. Rasch setzten Bourbon und Pescara den Fliehenden nach, dran- 
Zen selbst in Frankreich ein, und belagerten Marseille. Doch da diese Stcldt 
zu fest war, um schnell eingenommen werden zu können, und Franz ein
	        
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