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Unzufriedenheit der Niederländer. Alba.
die niederländischen Stände, Staaten genannt, bedeutende Privi¬
legien, wie die Bewilligung der Steuern und Truppen, erworben,
welche Philipp II. bei der ihm zweimal geleisteten Huldigung zu
schützen und zu erhalten schwur. Als er nach dem Frieden von
ChLtean Cambresis die Niederlande verließ, ertheilte er die Ober-
statthalterschast seiner natürlichen Schwester,
der Herzogin Margaretha von Parma, einer Niederlän¬
derin, welcher er den Granvella, Bischof von Arras, zur Seite
setzte; die ersten Edelleute der Nation: Wilhelm von Nassau, Fürst
von Oranien, und Lamoral Graf van Egmond erhielten Stellen
im Staatsrathe und die Statthalterschaft in einer oder mehreren
Provinzen; der Graf van Horn ward Admiral der niederländischen
Seemacht. Aber die Vorliebe des Königs 'für die Spanier, die An¬
stellung des Granvella mit fast despotischer Gewalt, die Zurücklas¬
sung spanischer Soldaten, die Errichtung von (14) neuen Bisthümern
und (3) Erzbisthümern, deren erstes (Mecheln) dem Granvella (der
auch bald den Cardinalshut erhielt) verliehen wurde, insbesondere
aber die Verfolgungen der Protestanten erzeugten Klagen in Menge,
und der Haß gegen den Ausländer Granvella äußerte sich so laut,
daß die Statthalterin selbst auf seine Abberufung drang. Dieser
kam Granvella zuvor, indem er freiwillig die Niederlande verließ.
Die Einführung der Beschlüsse des Tr.identiner Conciliums ver-
anlaßte den Bund des Adels (den Compromiß), der den Grund
zur niederländischen Freiheit legte. Zunächst überreichten etwa 300
Edelleute („Geusen") der Statthalterin zu Brüssel eine zweimalige
Bittschrift, wovon die erste Aufhebung, die zweite nur Milderung
der Religionsedicte beantragte. Zwar bewilligte Margaretha nach
einer fast allgemeinen Bilderstürmerei freies Predigen, aber als die
Nachricht von dem Herannahen eines spanischen Heeres unter Alba's
Befehl'sich verbreitete, verließen viele Protestanten (auch Oranien)
die Niederlande. Da Alba ohne Zustimmung der Statthalterin Eg¬
mond, Hoorn und andere Edellente verhaften ließ, so nahm diese
ihre Entlassung und verlebte den Rest ihrer Tage größtentheils in
Italien. Alba erhielt nun die ganze Verwaltung, welche er mit
Errichtung des „Rathes der Unruhen", vom Volke „der Blut¬
rath" genannt, begann. Dieser machte dem Prinzen von Oranien
und denen, die den Compromiß unterzeichnet hatten, so wie den
Bilderstürmern den Prozeß; die nicht Erscheinenden wurden in die