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Mehr Interesse gewinnt die Geschichte der drei standinavischen Reiche
erst mit Johanns Sohn, Christian II. (1513—1523). Schwedens Reichs¬
vorsteher
Sten Sture II. hatte unter dem schwedischen Adel einen Todfeind,
den Erzbischof von Upsüla, Gustav Trolle, einen Mann von ungemesse¬
nem Ehrgeize, und da es zwischen Beiden bald zu einem offenen Kriege kam,
so wandte sich der bedrängte Erzbischof an den König von Dänemark, Chri¬
stian II. Mit Freude hatte dieser verschlagene Mann die Uneinigkeit in
Schweden bemerkt, und insgeheim den Erzbischof zu noch größerem Hasse ge¬
gen Sture gereizt, in der Hoffnung, dadurch auch den schwedischen Thron zu
gewinnen, auf den er ein Recht zu haben behauptete, weil der Papst, der
Schweden in Bann gethan, ihn aufgefordert hatte, dasselbe in Besitz zu
nehmen. Dies Mal gelang ihm sein Plan. Die Partei Trolle's ries ihn
ins Land. Christian bemächtigte sich in einigen Feldzügen Schwedens, Sten
Sture verlor in einer unglücklichen Schlacht durch eine Kanonenkugel das
Leben, und 1520 bemächtigte sich jener selbst der Hauptstadt Stockholm, welche
von der Wittwe Sture's eine Zeitlang heldenmüthig vertheidigt worden war.
Trolle's Partei frohlockte, während die Vaterlandsfreunde mit schweigendem
Kummer die dänische Herrschaft ertrugen. Christian versprach den Schweden
eine Amnestie und Erhaltung ihrer Freiheiten und Rechte.
Christian II. war ein Mann, der für die höchste Aufgabe seines Lebens
hielt, den damals mächtigen Adel Dänemarks zu demüthigen, seine Macht un¬
umschränkt zu machen, und sich zum Könige von Schweden aufzuschwingen.
Welche Mittel er dazu wählte, ob erlaubte oder unerlaubte, ob er geliebt oder
gehaßt werde, galt ihm ganz gleich, wenn er nur zum Zwecke kam. Wir
wissen aber längst aus unzähligen Beispielen in der Geschichte, daß nur das
Recht sich des Segens Gottes erfreut und den Menschen wahrhaft glücklich
macht, die größte Arglist des Menschen aber zu Schanden wird. Diese ewige
Wahrheit kannte Christian nicht. Ueberhaupt ging ihm der hohe, edle
Sinn, der am wenigsten auf dem Throne fehlen darf, ganz ab. Sein vor¬
züglichster Rathgeber war Sigbritte, eine Holländerin, die sonst in Bergen
in Norwegen in einer Bude Bier und Branntwein feil geboten hatte, ein
feistes Weib mit rothem Gesichte und kleinen funkelnden Augen. Wer eine
Gunst oder ein Amt vom Könige erlangen wollte, mußte erst Sigbritten ge¬
winnen, und so verhaßt sie auch bei allen Dänen war, so eifrig suchte man
doch ihre Gunst, und stundenlang ließ sie manchmal die angesehensten Männer
im Regen und Schnee vor ihrer Thüre stehen. Eben so gemeiner Natur
war sein zweiter Rathgeber, der Westphälinger S lag Heck, ein Vetter der
Sigbritte. Nachdem er früherhin als Barbiergeselle gereist war, wurde er
endlich des Königs Vertrauter, und stieg zu den höchsten Ehrenstufen, bis er
zuletzt gar Erzbischof wurde.
Ehe wir aber weiter sagen, was mit Christian wurde, müssen wir die
Geschichte eines Mannes erzählen, der von der Vorsehung bestimmt war, den
hinterlistigen König zu stürzen. Gustav Wasa, eigentlich Gustav Erich-
s o n (geboren 1490), war der Sohn eines schwedischen Senators, ein Schwe¬
sterenkel Sten Sture's I., und stammte von den alten Königen von Schwe¬
den ab. Am Hofe Suante's sehr gut erzogen und unterrichtet, hatte er mit