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Kraft des Windes zum Forttreiben des Schiffes zu benutzen und zu diesem 
Zwecke Segel an einem Mastbaume aufzuziehen. Die Segel sind ursprünglich un¬ 
beweglich am Mast befestigt und heute noch so bei den Arabern in Gebrauch, 
werden aber später beweglich gemacht und verleihen dann dem Schiff eine größere 
Lenkbarkeit. Als Eigentümlichkeit wird uns von Cäsar berichtet, daß die Kelten 
auf dem stürmischen Kanal Segel aus Leder benutzten und statt der Taue Ketten 
hatten. Der Bau des Schiffes war in früherer Zeit so, daß das Bord möglichst hoch 
hinaufgeführt wurde, weil man stets auf das Entern eingerichtet sein mußte und 
dann derjenige im Vorteil war, der von höherem Bord aus die Feinde angreifen 
konnte. In früheren Zeiten machte man das Hinterteil der Schiffe höher, jetzt das 
Vorderteil. Segelschiffe werden heute noch im Monsungebiete regelmäßig benutzt, 
werden aber neuerdings auch wieder in anderen Gebieten häufig gebaut und mit 
vier oder sogar fünf Masten versehen. Auch unsere Dampfer benutzen vielfach 
noch die Segel. Segelschiffe werden ihren Wert behalten für die Beförderung 
von billigen Massengütern; unter ihnen sind am bekanntesten die Reisfahrer, 
die um das Kap nach Indien fahren, und die Salpeterfahrer, die um das Feuerland 
nach Chile segeln. Auch für Verfrachtung von Getreide, Baumwolle, Petroleum, 
Kaffee und Hölzern werden die Segelschiffe vorgezogen. In den letzten 25 Jahren 
hat sich die Zahl der Segelschiffe um die Hälfte vermindert und ihre Tonnenzahl 
um ein Viertel. Man bezeichnet als Nettotonnen die Ladungsfähigkeit im gedeckten 
Laderaum im Gegensatz zu den Bruttotonnen, die den gesamten Schiffsraum 
bezeichnen, und zu den Registertonnen, deren Einheit 2,833 cbm beträgt. Beim 
Vergleich zwischen Dampfern und Seglern können nicht ohne weiteres die Tonnen¬ 
zahlen verwendet werden, denn der Segler setzt seine Ladung viel seltener um 
als der Dampfer. Man rechnet deshalb beim Vergleich gewöhnlich die Tonnenzahl 
der Dampfer gleich dem Drei- bis Vierfachen der entsprechenden Zahl bei den 
Seglern. Wenn beispielsweise die Handelsmarine im Jahre 1902 27 854 Segler von 
einem Tonnengehalt über 50 Tonnen mit zusammen 8 Millionen Tonnen aufwies 
und zu derselben Zeit 12 732 Dampfer von über 100 Tonnen zusammen 
15 500 000 Tonnen hatten, so wird man für die Transportleistung die Segelschiffe 
mit 8 Millionen, die Dampfer aber mit 46 Millionen Tonnen ansetzen müssen. 
An der Gesamtleistung ist Großbritannien mit 48%, Deutschland mit 10% und 
die Union mit 28% beteiligt. Die Schiffe bestehen heute meistenteils aus Eisen. 
Ihre Geschwindigkeit beträgt bis zu 1672 Seemeilen in der Stunde (1 Seemeile 
= 1 Äquatorminute = 1852 m). Die Geschwindigkeit wird auch nach Knoten 
berechnet, d. h. nach den Knoten, die in den Logleinen eingeknüpft sind und 
ungefähr 7 m betragen. Die Zahl der in der Sekunde ablaufenden Knoten entspricht 
der Zahl der Seemeilen in der Stunde. 
Der Wasser verkehr auf dem Weltmeere ist zu einer Bedeutung erst gelangt, 
seit der Kompaß in eine brauchbare Form umgewandelt wurde und seit der Ent¬ 
deckung Amerikas. Bis dahin gab es nur Küstenverkehr. Eigentliche Wasser¬ 
straßen führen über das Eismeer und durch den Indischen Ozean auch heute 
noch nicht, da es dort kein Land gibt, was den Verkehr an sich zöge; die Schiffe 
verkehren dort nur zum Zwecke der Fischjagd. 
1. Der seit alter Zeit wichtigste Raum ist das Mittelländisch-Indische Ver¬ 
kehrsgebiet. Seine Benutzung ruht auf den im Indischen Ozean herrschenden 
regelmäßigen Monsunwinden und den auch im Mittelländischen Meere regelmäßig
	        
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