4 I. Abschnitt
gräbt, findet mehr Steine als Gold. Ein Bergmeister soll herkommen
von Schlägel und Eisen.
Bergmännische Sinnsprüche: Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz! Sacht in die Kohle geblasen,
sonst fährt dir die Asch' in die Nasen. Das Meter braucht der Bergmann
nicht, das hat er in der Faust, er streckt die Fäuste hin und her und mißt
so alles aus. Senkrecht zum Schacht, zum schwarzen Kohlenneste, der
Knappe kühn den Weg sich schafft, der kürzeste Weg der beste.
In seiner jahrhundertelangen Geschichte hat der Bergmannsberuf dem
deutschen Volke eine Reihe von Bergmannsliedern gegeben, die man wohl
zu den schönsten Perlen echter Volkspoesie zählen darf. Wer kennt nicht
das alte Knappenlied: „Glückauf, der Steiger kommt!", das namentlich
im Westeil unseres Vaterlandes so oft und gern gesungen wird, und das
tiefernste: „Der Mensch soll nicht stolz sein auf Glück und auf Geld". Hat
doch auch mancher Dichter von Beruf den scheinbar an Poesie so armen
Bergmannsstand im Liede besungen, es sei nur erinnert an Leschners
sinniges Lied von der Bergmannslieb' und Bergmannstreu': „Lieg' ich
vor stillem Ort allein bei meiner Lampe mattem Schein", an Seeburgs
lustige Verse: „Wenn schwarze Kittel scharenweis' hin nach der Grube
ziehn". Köruer feiert „Des Knappen Heimkehr zum obersten Bergherrn"
in der Schlußstrophe seines schönsten Bergmannsliedes mit den Worten:
„Und bricht einst der große Lohntag an, und des Lebens Schicht ist verfah¬
ren, dann schwingt sich der Geist aus der Tiefe hinan, aus dem Dunkel der
Schächte zum Klaren, und die Knappschaft des Himmels nimmt ihn ans
und empfängt ihn jauchzend: 'Glückauf! Glückauf!'" «.Sonnenschein.
4. Wer ist
Wer ist ein Mann? Wer beten kaun
und Gott dem Herrn vertraut;
mann alles bricht, er zaget nicht,
dem Frommen nimmer graut.
Wer ist ein Mann? Wer glauben
kann
inbrünstig, wahr und frei;
denn diese Wehr trügt nimmermehr,
die bricht kein Mensch entzwei.
Wer ist ein Mam: ? Wer lieben kann
von Herzen fromm und warm;
die heil'ge Glut gibt hohen Mut
und stärkt mit Stahl den Arm.
ein Mann?
Dies ist der Mann, der streiten kann
für Weib und liebes Kind;
der kalten Brust fehlt Kraft und Lust,
und ihre Tat wird Wind.
Dies ist der Mann, der sterben kann
für Freiheit, Pflicht und Recht;
dem frommen Mut deucht alles gut,
es geht ihm nimmer schlecht.
Dies ist der Mann, der sterben kann
für Gott und Vaterland;
er läßt nicht ab bis an das Grab
mit Herz und Mund und Hand.
So, deutscher Mann, so, freier Mann,
mit Gott dem Herrn zum Krieg!
Denn Gott allein mag Helfer sein,
von Gott kommt Glück und Sieg.
Ernst Moritz Arndt.