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von Bonifacio, die Sardinien von Corsika trennt) und die Malta-
Gruppe, die den Engländern gehört.
§ 93. I^otitisches. Früher bestand Italien aus einer Anzahl
selbständiger Staaten. Seit dem Jahre 1870 sind dieselben zu einem
Königreich vereinigt. Nur die kleine Republik San Marino hat
sich nicht an das Königreich angeschlossen. In der italienischen Haupt-
stadt, Rom, wohnt auch der Papst, das Haupt der katholischen
Christenheit.
§ 94. Landesprodukte. Obgleich der Boden äußerst fruchtbar
und das Klima vorzüglich ist, so zeitigt der Ackerbau doch nicht solche
Erträge, wie man sie erwarten dürfte. Es finden sich weite verödete
Strecken, die im günstigsten Falle als Weideland dienen. Die
wichtigsten Getreidearten sind Weizen und Mais; stellenweise wird
auch Reis angebaut, ebenso Hanf, Flachs und Tabak. Die Grenzen
mancher Felder sind in der Po-Tiefebene durch Maulbeerbäume oder
edle Kastanienbäume eingefaßt. Im südlichen Italien gedeihen schon
Baumwolle, Zuckerrohr, Dattelpalmen. Fast durchweg reifen die Herr-
lichsten Südfrüchte: Feigen, Mandeln, Pomeranzen, Zitronen, Apfelsinen
(letztere beiden kommen zum Versand nur aus Süditalien). Der Wald-
bestand hat in manchen Gegenden sehr abgenommen, und dieser Um-
stand macht sich besonders für den Ackerbau unangenehm bemerkbar;
einzelne Teile weisen dagegen recht viel Wald (Eichen) auf. Reich
ist Italien an Wein; es ist das zweite Weinland Europas. Be-
rühmte Weinsorten sind: Laerimae Christi, Marsala, Chianti, Asti.
Schlecht ist leider die italienische Kellerwirtschaft. Neuerdings gelangt
auch Gemüse ans Italien zur Ausfuhr (Maltakartoffeln). Eine weitere
Handelspflanze ist Hanf.
Die Viehzucht steht namentlich in Oberitalien in Blüte; die
Wiesen werden dort oft sechsmal im Jahre gemäht. Von Oberitalien
kommt der Parmesankäse. Von höchster Bedeutung für Italien ist die
Seidenraupenzucht. Hinsichtlich der Seidengewinnung behauptet dieses
Land in Europa weitaus die erste Stelle. In einzelnen Städten
Oberitaliens finden im Monat Juni große Kokonmärkte statt. An
den Küsten wird lebhafte Fischerei betrieben; zur Ausfuhr gelangen
vor allem Sardellen. Nicht unwesentlich ist die Korallen- und
Schwammfischerei. Wichtig ist auch die Geflügel- und Bienenzucht.
Die mineralischen Produkte sind nicht belangreich. Zu nennen
sind nur Eisen (von der Insel Elba), Marmor (von Earrara) und
Schwefel (in Girgenti auf Sizilien). Im südlichen Sardinien werden
auch Silber-, Blei- und Zinkerze gegraben. Salz wird größtenteils
aus Seewasser gewonnen. Für Borax ist Italien (Toskana) die
Hauptfuudstätte Europas. An Kohle ist das Land sehr arm.
§ 95. Industrie. Italien hatte früher eine bedeutendere Industrie
als heute. Am meisten blüht wohl gegenwärtig die Seidenindustrie,
in welcher Mailand nach Lyon die erste Stelle einnehmen dürfte.
Auch Bologna erfreut sich auf diesem Gebiete eines gewissen Rufes,