Full text: Mit einem kolorirten Kupfer (Theil 2)

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Wenn auch Friedrich der Weise, wie leicht 
zu schließen, ziemlich eben so dachte, hielt er es 
doch für besser, Luthern, wenigstens im Anfänge, 
gegen das Wormser Edikt heimlich zu schützen; 
denn offen durfte er es, als Reichsstand, noch 
nicht wagen. Deshalb lies er ihn auf der Rück¬ 
reise nach Wittenberg durch Vertraute aufheben 
und nach Wartburg bringen (s. 2 6. April ) 
Uebrigens waren selbst Luthers Feinde unter- 
den deutschen Fürsten, wenn gleich abhold seinen 
Neuerungen in der Lehre, doch nicht seinen An¬ 
griffen des römischen Hofes und der verderbten 
Sitten der Geistlichkeit. 
Denn kaum war Luther entlassen, so übergab 
der größte Theil der Reichsstünde dem Kaiser 101 
Beschwerden gegen den päpstlichen Stuhl, worin» 
es unter andern heißt: „daß die Pfründen deut¬ 
scher Nation zu Rom ungelehrten und ungeschick¬ 
ten Personen verliehen werden, auch öfters denen, 
die nicht deutsches Gezüngs (Herkunft) sind, 
daß diese ihre Stellen durch arme Priester für 
geringes Geld vertreten lassen, daß daraus viel 
Schaden für die Laien entstehe, auch das nach 
Italien gehende Geld in Ewigkeit nicht zurück¬ 
komme. " 
Bei einer solchen Stimmung unter den Reichs¬ 
standen selbst, war es freilich kein Wunder, daß 
das Wormser Edikt nur gegeben ward, um ver¬ 
gessen zu werden. Denn Luthern traf die Reichs¬ 
acht nicht — seine Lehre grtf um sich, ie mehr 
man
	        
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