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diese wurden jenen ganz gleich an Rechten und Ehren. Kamillus,
der viel dazu beigetragen hatte, konnte als Konsul der Concordia
einen Tempel weihen. Nun begann die eigentliche Heldenzeit der Römer;
Vaterlandsliebe, Gesetzessinn und Tapferkeit wetteiferten, sie zum ersten
Volke Italiens zu machen. Seit die Macht der Etrusker mehr und
mehr gesunken war, hatten die Römer nur in dem stammverwandten
Volke der Samniten noch einen ebenbürtigen Gegner in Italien.
Aus den hohen Gebirgen des Apennin waren diese nach Süden und
Westen vorgedrungen und begannen südlich von Rom von einem Meere
zum andern ihre Herrschaft auszudehnen. Auch sie waren ausgezeichnet
durch Vaterlandsliebe, schlichte Sitten und eine Tapferkeit, die sie
zu Siegern machte über die verweichlichten Kampaner und über die
griechischen Ansiedler im südlichen Italien, dem sogenannten Großgriechen-
land (§ 43). Von den Kampanern in Capua wurden um 343 die
Römer gegen die Samniten zu Hilfe gerufen. Sie nahmen sich der
Stadt an, und so entbrannte der erste Samnitenkrieg, dessen
Kämpfe durch mannigfache Sagen ausgeschmückt worden sind. Er endete,
wie berichtet wird, schon nach zwei Jahren. Denn gegen die Römer
erhoben sich die Latin er, die Samniten aber wurden zu gleicher
Zeit von den Tarentinern und Griechen angegriffen, und so eilten
beide Parteien, Frieden zu schließen. Der Krieg der Latiner
gegen die Römer, 340—338, entstand, weil jene mit ihrer Stellung
im latinischen Bunde unzufrieden waren: sie wollten gleichen Anteil
mit den Römern an dem staatlichen Gemeinwesen haben und einen
der beiden Konsuln und die Hälfte des Senates aus ihrer Mitte
stellen. Mit diesen alten, kriegsgeübten Bundesgenossen hatte Rom
einen harten Kampf zu bestehen, der dann aber durch den entscheiden-
den Sieg der Römer bei Trisänum und durch die Unterwerfung
der einzelnen Städte glücklich beendigt ward. Patrizier und Plebejer
hatten in diesem Kriege in aufopfernder Vaterlandsliebe gewetteifert.
Der patrizifche Konsul Titus Manlius, der Sieger von Trifanum,
hatte den eigenen Sohn hinrichten lassen, als dieser den Befehl, mit
dem Feinde sich bei Todesstrafe in keine Einzelkämpfe einzulassen,
übertreten hatte und mit der Siegesbeute, die er dem feindlichen
Anführer^abgenommen, frohlockend heimgekehrt war, und der ple¬
bejische Konsul Decius Mus soll sich in einer Schlacht am Berge
Vesuv freiwillig den Todesgöttern geweiht haben, um seinem Volke
in dem schweren Kampfe den Sieg zu sichern.