Full text: Mit einem kolorirten Kupfer (Theil 2)

57 
die erste Audienz mit dem größten Pomp. Doch 
endete sie schneller und unangenehmer, als Lud¬ 
wig und Bernhard sich einbildeten, eines — 
Hutes wegen, den iener auf dem Kopfe und 
dieser nicht in den Händen haben wollte. 
Ludwig bedeckte sich nämlich nach königli¬ 
cher Sitte, sobald die Audienz begann. Bern¬ 
hard that ein Gleiches, denn — er war deut¬ 
scher Reichsfürst und — das wußte er wohl — 
sein Bruder, Johann Ernst, wie auch der Herzog 
von Parma hatten in gleichen Fällen auch den 
Hut aufgesetzt. Uebrigens fühlte er nur zu gut 
sein Gewicht, als Feldherr, in dessen Händen 
iezt Frankreichs Waffenglück lag. 
Doch eben als solchen, nicht als Reichsfür- 
sten, betrachtete ihn Ludwig und sein Hof. Denn: 
Er bedeckt sich, er bedeckt sich — zischelte 
einer dem andern zu, als Bernhard den Hut auf¬ 
setzte und der König selbst, betroffen von einer, 
in seinen Augen so wichtigen, Respektsverletzung, 
sagte halb trocken, halb verlegen: Vetter, wir 
werden schon noch Gelegenheit haben, 
einander zu sprechen — zog eilig den Hut 
ab, sich aber in sein Zimmer zurück. 
Erbittert über solch kleinliches Benehmen, 
würde Bernhard gewis den Augenblick Paris ver¬ 
lassen haben, härte er nicht zu seinen grosen Plä¬ 
nen Frankreich iezt eben so nothig gebraucht, als 
dieses seiner bedurfte. 
Zwar gab man ihm nachher noch verschiedene 
Audienzen zu St. Germain. Aber sie fielen von 
beiden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.