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assyrischen Könige gewesen sein. Die Negierung überließ er
seinen Statthaltern. Er selbst verschloß sich in der Burg bei
seinen Weibern, spielte mit ihnen, spann Wolle mit ihnen. Er
putzte und schminkte sich auf das närrischste und trug sogar
einen Weiberrock. In diesem Anzüge traf ihn einst Arbaces,
der Statthalter von Medien. Der Anblick empörte ilhn. Er
verband sich mit dem babylonischen Statthalter Belesys, und
Beide zettelten eine Verschwörung gegen den unwürdigen Kö¬
nig an. In dieser Gefahr ermannte sich endlich Sardanapal,
und er, der früher der größte Schwelger gewesen war, bewies
sich nun auf einmal als Held. Mit einem in der Eile zusam¬
mengerafften Heere^schlug er das Häuflein der Empörer wieder¬
holt zurück. Ueber solches Kriegsglück war er hochentzückt. Das
eine Gastmahl, welches er gab, war noch köstlicher, als das
andere. Diesen Jubel erfuhr Arbäces und fiel mit neuen Ver¬
stärkungen bei Nacht plötzlich über das schwelgende Lager her.
Was sich noch rettete, verschloß sich mit dem Könige in der festen
Stadt Ninive. Zum Unglück trat der Tigris aus seinen Ufern.
Da gerieth der König in die größte Noth; er wußte sich nicht
zu rathen, nicht zu helfen. In Verzweiflung soll er einen
großen Scheiterhaufen angezündet und sich sammt seinen Wei¬
bern und Schätzen in die Flamme gestürzt haben.
Jedoch blieb die Empörung der Meder und Babylonier
ohne Erfolg. Assyrien behauptete nicht nur seine Unabhängig¬
keit, sondern erhob sich auch unter einer neuen Herrscherfamilie
zu neuenr Glanze. Besonders wurden jetzt die Waffen gegen
Westen gerichtet. So machte zuerst der König Phul den König
von Israel zinsbar; Salmanassar führte die zehn Stämme
Israels in die Gefangenschaft (722); Sanherib besiegte den
König von Juda (710). So breitete das assyrische Reich um
mer weiter seine Grenzen aus. Aber aus die höchste Blüthe
folgte schnell der völlige Untergang. Der letzte König war
Sarak oder Sardanapal. Unter seiner Regierung griff der
damalige König von Medien, Cyaxares, in Verbindung mit