249
jede Tribus in zehn Curien oder Bruderschaften, jede Curie in
zehn Gentes oder Geschlechter, so daß es im Ganzen 30 Curien
und 300 Gentes gab. Nach diesen Curien versammelten sich
auch die alten Familienhäupter oder Patricier, um über die
Angelegenheiten der Gesammtgemeinde zu berathen und zu be¬
stimmen. Daher nannte man auch diese Versammlungen Comitia
curiäta, d. i. Versammlungen der Curien. An diesen nahmen
die Eigenhörigen der Patrizier, die Clienten, keinen Theil.
Für das Heer stellte jede Gens oder jedes Geschlecht je einen
Reiter uud je zehn Mann Fußvolk, so daß die Legion, worin
das Heer aufgestellt war, ursprünglich aus 300 Reitern und
3000 Mann Fußvolk bestand. Die Reiter bildeten später einen
besonderen Stand, den Stand der Ritter.
Um die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren, eröffnete
Romulus nach damaliger Sitte ein Asyl, d. i. Freistätte, wohin
der verfolgte Unglückliche, wie der verbannte Verbrecher sich be¬
geben und des Schutzes der römischen Anbauer genießen sollte.
Durch dieses Mittel erhielt die Stadt einen bedeutenden Zu¬
wachs an Männern. Aber nun fehlte es an Frauen. Um diese
zu erhalten, schickte er an die benachbarten Völker Gesandte,
die sie freundschaftlich ersuchen sollten, mit seinem Volke eheliche
Verbindungen einzugehen. Aber überall wurden sie abgewie¬
sen; ja man fragte sogar höhnisch, warum zu Rom nicht auch
für schlechte Frauen ein Asyl eröffnet wäre; das erst würde
Gleichheit in der Ehe bringen! Darüber entrüstete sich Romu¬
lus und nahm seine Zuflucht zu einem Gewaltstreiche. Er ließ
ein glänzendes Volksfest ankündigen, zu dessen Feier eine ganz
neue Art von Kampfspielen dem Neptünus, dem Gotte des
Meeres, zu Ehren in Rom sollte aufgeführt werden. Das lockte
die Bewohner der benachbarten Städte herbei, die bei dieser
Gelegenheit auch einmal die wunderbare Hügelstadt zu sehen
wünschten. Vor allen fanden sich die Sabiner mit ihren
Weibern und Töchtern zahlreich ein. Die Römer nöthigten
unter heimlichem Lachen die Fremden in ihre ausgeschmückten