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Das Einzige, was er in diesem Streite für die Patricier noch
retten konnte, war, daß von dem Consulate das Richteramt
getrennt, und dieses einer besonderen Magistratsperson, Prätor
genannt, der immer Patricier sein sollte, übertragen wurde.
Zur Feier dieser Aussöhnung ward ein großes viertägiges
Fest angeordnet. Nach alter Sitte wurden bei öffentlichen
Festen Volksspiele veranstaltet,-deren Besorgung gegen eine kleine
vom Staate ausgeworfene Summe den Aedllen oblag. Als
diese sich aber jetzt weigerten, den Mehraufwand zu bestreiten,
erboten sich sogleich einige Patricier dazu. Das gab Veran¬
lassung zur Wahl besonderer patricischer AedNen, die
man Aediles curüles rannte, weil auch sie wie die Consuln,
Censoren und Prätoren in Amtsgeschäften auf einem beson¬
deren Sessel, sella curülis, saßen, die übrigen Aedilen hießen
nur plebejische.
Seitdem die Patricier aus den Hauptvorrechten ihrer Ge¬
burt verdrängt waren, blieb der Kampf um gleiche Berechti¬
gung zu den noch übrigen Ehren und Würden nur ein Spiel
für das Volk. Schon nach zwei Jahren (364) wurde ein Ae-
dilis curülis aus dem Plebejer-Stande gewählt, neun Jahre
später (355) auch ein Dictator, fünf Jahre darauf (350)
ein Censor, und abermals vierzehn Jahre später (336) selbst
ein Prätor. Und als im Jahre 300 sogar das Priester-
thum, das noch immer den Patriciern vorbehalten blieb, eben¬
falls den Plebejern zugänglich wurde, da endlich hatte aller Unter¬
schied aufgehört. Da endlich war die alte Scheidewand, welche
diese ehrwürdigen Stände so lange von einander getrennt hatte,
gestürzt; siegreich ging das Volk aus dem zweihundertjährigen
Kampfe um gleiche Berechtigung mit den Patriciern hervor.
91. Kriege gegen die Samniter (342—290).
Um so kräftiger konnten nun die wieder ausgesöhnten Bür¬
ger gegen ihre Feinde zu Felde ziehen und die Eroberungen