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söhnte seine Feinde, stellte Ruhe und Ordnung in Rom und
Italien wieder her, beförderte Künste und Wissenschaften, deren
geistreicher Freund und Kenner er selbst war, und entwarf zur
Verbesserung der Zeit- und Jahresrechnung mit Hülfe des ägyp¬
tischen Mathematikers Sosigenes, einen neuen Kalender, der
nach ihnr „Julianischer Kalender" genannt wird. Auch
der frühere Monat SextNis bekam, ihm zur Ehre, den Namen
Julius. Nichts schien dem glücklichen Herrscher mehr zu
fehlen, als die königliche Krone; denn alle königliche Gewalt
besaß er schon in ihrem ganzen Umfange. Auch jene wollte
ihm der Senat antragen; schon war der Tag bestimmt. Aber
dieser war sein Todestag.
112 Cäsars Ermordung (44 vor Chr.).
Ungeachtet seiner milden und segensvollen Regierung bildete
sich zu Nom im Geheimen gegen ihn eine Partei. Die alten
Freunde der Freiheit konnten es nicht vergessen, daß die Republik
von ihm gestürzt, und alle Macht in der Person eines Einzigen
vereint sei. Sie verschworen sich deshalb gegen sein Leben.
Die Eifrigsten unter ihnen glaubten, durch die Ermordung
eines Tyrannen, für den sie Cäsar ausschrieen, sich unsterbliche
Verdienste um den Staat zu erwerben. An der Spitze der
Verschwörung standen Marcus Brutus, der schon mit seinem
Namen an den ehemaligen Befreier Roms von der Herrschaft
des Königes Tarquinius erinnerte, und Casus Cassius.
Beide waren von Cäsar mit Wohlthaten überhäuft, ersterer
sogar stets als Sohn von ihm geliebt und ausgezeichnet worden.
Dennoch hegten Beide gegen den Zerstörer der alten Freiheit
einen unversöhnlichen Haß. Er sollte fallen; der fünfzehnte
März des Jahres 44 ward zur Vollführung ihres blutigen
Vorhabens festgesetzt.
Cäsar war gewarnt und hatte schon auf inständiges Bitten
seiner Gemahlin, die in der Nacht vorher durch furchtbare
Träume sehr in Schrecken gesetzt worden war, beschlossen, an