Full text: [Teil 3 = 6. u. 7. Schulj] (Teil 3 = 6. u. 7. Schulj)

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Gefährten zu warnen. „Bob hat recht," dachte er. „Entweder er schlägt 
den Stein zurecht, oder er schlägt ihn in Stücke; in jedem Falle wird 
das Fenster sich wieder schließen lassen", und er spähte hinaus. 
5. „Hallo!" Eine mächtige Welle schwankte heran. Schwarz hob 
sick/s von unten empor, schwoll in die Höhe, bis ein dicker, weißer Schaum¬ 
strahl durch die Lücke der Plattform aufwärtssprang, während eine andre 
Schaumwelle über die Brüstung schlug. Bob hatte sich auf seinen Schrei 
hin erhoben und an der Brüstung festgekrallt, solange der Schwall dauerte; 
jetzt hämmerte er wieder. „Hallo!" Noch einmal dieselbe Spülflut, 
und wieder klang der Hammer in schweren Schlägen. „Hallo! Gott 
sei uns gnädig!" Zwei ungeheure Wellengipfel stürmten von weitem 
heran; der ganze Turm zuckte, als ihn der erste traf, und wie ein brachen 
klang der Anschlag des Wassers. Bill hielt krampfhaft sein Fenster. Noch 
ein brachen, näher und heller als zuvor, ein Schrei und ein schwerer 
Schlag gegen die Turmwand; hoch über ihn ging die Flut hinweg, und 
trotz seines Haltens strömte es flutend durch das Fenster herein. — Als 
der Schwall sich diesmal verlaufen hatte, war draußen keine Brüstung 
mehr zu sehen und auch kein Bob. 
Bill hatte keinen andern Gedanken als die nächste Dienstpflicht. 
Er versuchte, ob das Fenster sich einrenken ließe. Es gelang fast; die 
Woge hatte den verletzten Stein und damit das Haupthindernis weg¬ 
gerissen. Da warf er einen raschen Blick auf die Wasser, sprang hinab 
in die Wachtstube, ergriff Werkzeug und Stricke und war wieder oben, 
ehe eine neue Hochwelle sein Werk mit völliger Vernichtung bedrohen 
konnte. Mit einem Eisen drückte er den gehobenen Stahlstab nieder, 
und dann gelang es ihm, das Fenster zu schließen und festzumachen. 
„Noch zwei solcher Wellen," sprach er vor sich hin, „und der ganze Turm 
geht in Stücke; aber was Menschenhand tun kann, soll geschehen, um das 
Feuer zu retten." Er untersuchte die Lampe, putzte, was naß geworden 
war, und dann schaute er zum ersten Male hinaus, bloß um zu schauen. 
Der Sturm hatte sein Äußerstes getan, die Wellen gingen niedriger; aber 
die Hälfte der Brüstung war verschwunden, ein breites Stück der Platt¬ 
form selbst war ausgebrochen, und Bob ... 
Ein tiefes Grauen überkam ihn. Nicht vor der Gefahr, sondern 
vor der leeren Stelle da draußen und vor der leeren Stelle in seinem 
eigenen Willen. Denn jetzt fiel ihm wieder ein, was er hatte tun wollen. 
Er schüttelte die Erinnerung gewaltsam ab; ihm war, als liefen seine 
Gedanken gegen einen Abgrund, vor dem sie entsetzt zurückprallten. Das 
Messer lag auf dem Boden; er gab ihm einen Stoß. Jetzt war es ihm recht, 
daß der Regen noch gegen die Laterne peitschte. Er machte sich mehr 
an dem verletzten Fenster zu schaffen, besichtigte die Reparatur, ver¬ 
besserte sie, arbeitete weiter an dem Stabwerk und fand neue Stellen, 
wo er seine Hand zu Verbesserungen anlegen konnte. So brachte er die 
Nacht hin, sich mit der Dienstpflicht übertäubend. 
6. Als es hell wurde, löschte er die Lampe, zog die Notflagge, ging 
hinunter und trat vor die Tür. Der Sturm war vorüber; die Wellen hatten
	        
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