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Mit betn Frühlinge des Jahres 1189 versammelten sich
die Kreuzfahrer aus allen Gegenden Deutschlands bei Regens¬
burg. Ihre Zahl belief sich auf hundert fünfzig tausend. Der
alte Barbarossa stellte sich an ihre Spitze. Tie Regierung des
Reiches überließ er seinem Sohne, dem nachherigen Kaiser Hein¬
rich VI. Kaum hatte das Kreuzheer den Boden deS griechischen
Reiches betreten, als die heimtückischen Bewohner desselben nach
Älter Weise Nachstellungen aller Art bereiteten. Isaak, der
damalige griechische Kaiser, wollte dem deutschen Kaiser nicht
einmal den Kaisertitel geben, sondern nannte ihn nur den ersten
Fürsten Deutschlands; sich selbst aber ließ er einen Heiligen
nennen und legte sich noch mehrere der lächerlichsten Titel bei.
Ja, einer seiner Gesandten hatte die Verwegenheit, dem deutschen
Kaiser unumwunden zu erklären: „er sei dem heiligen Kaiser
Isaak Gehorsam schuldig, und daS um so mehr, da er jetzt mit
allen seinen Pilgern wie in einem Netze gefangen sei!" Friedrich
gab ihm aber zur Antwort: „Durch die Wahl der Fürsten und
des Papstes Bestätigung bin ich Kaiser, nenne mich aber, mei¬
ner Sünden eingedenk, nicht einen Heiligen. Für jetzt hat uns
Gottes Gnade die Herrschaft auch im griechischen Reiche so weit
gegeben, als wir derer zu unserem großen Zwecke bedürfen;
und die Netze, mit denen ihr drohet, werden wir wie Spinn¬
gewebe zerreißen." Auf seinem ganze Zuge durch das griechische
Reich hatte der Kaiser mit Nachstellungen zu kämpfen. Nur
mit Mühe erreichte er endlich Kleinasien. Nun ging der Zug
rasch vorwärts. Bald aber kamen auch sie in wüste, wasserlose
Gegenden; es brach ein solcher Mangel ein, daß mau sogar
Pferdefleisch aß und Pferdeblut trank. Zudem umschwärmten
leichte türkische Reiter das Heer Tag und Nacht. Nie hatten
die Pilger Ruhe; in sechs Wochen konnten sie die Rüstung nicht
ablegen. Ermattet stießen sie plötzlich auf ein türkisches Heer
von wenigstens dreihundert tausend Mann. Allein Friedrich
verzagte nicht. Mit wenigen, aber kräftigen Worten sprach er
den Seinigen Muth ein. Alle empfingen das heil. Abendmahl
And stürzten dann, im Vertrauen auf Gott, für dessen Ehre sie