Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

168 
Mit betn Frühlinge des Jahres 1189 versammelten sich 
die Kreuzfahrer aus allen Gegenden Deutschlands bei Regens¬ 
burg. Ihre Zahl belief sich auf hundert fünfzig tausend. Der 
alte Barbarossa stellte sich an ihre Spitze. Tie Regierung des 
Reiches überließ er seinem Sohne, dem nachherigen Kaiser Hein¬ 
rich VI. Kaum hatte das Kreuzheer den Boden deS griechischen 
Reiches betreten, als die heimtückischen Bewohner desselben nach 
Älter Weise Nachstellungen aller Art bereiteten. Isaak, der 
damalige griechische Kaiser, wollte dem deutschen Kaiser nicht 
einmal den Kaisertitel geben, sondern nannte ihn nur den ersten 
Fürsten Deutschlands; sich selbst aber ließ er einen Heiligen 
nennen und legte sich noch mehrere der lächerlichsten Titel bei. 
Ja, einer seiner Gesandten hatte die Verwegenheit, dem deutschen 
Kaiser unumwunden zu erklären: „er sei dem heiligen Kaiser 
Isaak Gehorsam schuldig, und daS um so mehr, da er jetzt mit 
allen seinen Pilgern wie in einem Netze gefangen sei!" Friedrich 
gab ihm aber zur Antwort: „Durch die Wahl der Fürsten und 
des Papstes Bestätigung bin ich Kaiser, nenne mich aber, mei¬ 
ner Sünden eingedenk, nicht einen Heiligen. Für jetzt hat uns 
Gottes Gnade die Herrschaft auch im griechischen Reiche so weit 
gegeben, als wir derer zu unserem großen Zwecke bedürfen; 
und die Netze, mit denen ihr drohet, werden wir wie Spinn¬ 
gewebe zerreißen." Auf seinem ganze Zuge durch das griechische 
Reich hatte der Kaiser mit Nachstellungen zu kämpfen. Nur 
mit Mühe erreichte er endlich Kleinasien. Nun ging der Zug 
rasch vorwärts. Bald aber kamen auch sie in wüste, wasserlose 
Gegenden; es brach ein solcher Mangel ein, daß mau sogar 
Pferdefleisch aß und Pferdeblut trank. Zudem umschwärmten 
leichte türkische Reiter das Heer Tag und Nacht. Nie hatten 
die Pilger Ruhe; in sechs Wochen konnten sie die Rüstung nicht 
ablegen. Ermattet stießen sie plötzlich auf ein türkisches Heer 
von wenigstens dreihundert tausend Mann. Allein Friedrich 
verzagte nicht. Mit wenigen, aber kräftigen Worten sprach er 
den Seinigen Muth ein. Alle empfingen das heil. Abendmahl 
And stürzten dann, im Vertrauen auf Gott, für dessen Ehre sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.