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erwählt und feierlich zu Aachen gekrönt. Eifrig bemüht um
die Wiederherstellung der königlichen Rechte in Deutschland
war er auch auf die Vergrößerung der Macht seines Hauses
bedacht. Ucberall zeigte er sich als einen kräftigen und tüch¬
tigen Fürsten, der jeden Aufstand in seinen Erblündern wie
im deutschen Reiche niederschlug. Gegen das Ende seiner Re¬
gierung setzt mau die Entstehung der Schweizer Eidgenossen¬
schaft und bringt damit die Gründung der engeren Vereini¬
gung der drei Reichsgemeinden Uri, Schwyz und Unterwalden,
wie auch die sagenhafte Erzählung von dem Vogte Hermann
Geßler und dessen Ermordung durch den Schützen Wilhelm Tell
in Verbindung.
65. Die Schweizer Eidgenossenschaft.
Seit den ältesten Zeiten waren die Helvetier oder Schwei¬
zer, wie gewöhnlich die Bergvölker, von Muth und Freihcitssiun
beseelt. Die reine gesunde Luft, welche sie einathmcn, das frische
Qucllwasser und die einfache Kost stärken ihren Körper. Die
vielen Gefahren, welche sie überall zwischen schroffen Abgründen
und reißenden Gewässern umgeben, machen sie unerschrocken und
kühn. Dazu hat die Natur selbst ihr ganzes Land zu einer gro¬
ßen Gebirgsfestung eingerichtet. In dem Felsenriuge seiner Ge¬
birge bewahrte das biedere und kräftige Hirtenvolk seine Freiheit,
wenngleich unter heftigen Stürmen, bis auf den heutigen Tag.
Mehrere Herren hatten in diesem Lande, das ehemals ein
Theil des burgundischen Reiches war, Besitzungen, unter andern
auch die Grafen von Habsburg. Diese übten als Landgrafen
des AargaueS auch über die sogenannten Waldstädte, Schwyz,
Uri und Unterwalden die Gerichtsbarkeit und schickten zur
Wahrnehmung derselben ihre Vögte dahin. Aber die freien Män¬
ner der drei Kantone wollten den Vögten nicht zu Recht stehen,
und beim Tode Kaisers Rudolf vereinigten sie sich, keinen Rich¬
ter anzunehmen, der nicht freier Bauer und aus ihrer Mitte
gewählt sei. Sogar die Zinspflichtigen traten willkürlich aus