Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

553 
freien Durchmarsch erbat und auch Proviantschiffe mit Lebensmitteln 
auf drei Jahre abgeschickt wurden, gieng der Zug 1189 in bester 
Ordnung ab. Friedrich war von seinem zweiten Sohne, Friedrich von 
Schwaben, dem Herzog von Baiern, dem Markgrafen von Baden, 
den Grafen von Holstein und Nassau und fünf Bischöfen begleitet. 
Nachdem ihm der König von Ungarn bei Gran entgegengekommen, 
wurde Prinz Friedrich mit einer Tochter des Königs verlobt, und als 
der Kaiser bei Belgrad eine Musterung gehalten hatte, der Marsch 
fortgesetzt. Doch der griechische Kaiser machte Schwierigkeiten, verschloß 
die Thore von Constantinopel und verhinderte die Zufuhr. Da bandelte 
Friedrich auch feindlich und die Sache wurde sehr ernst, bis endlich 
1190 der Kaiser durch einen Vertrag freien Durchzug und Versorgung 
seines Heeres mit Lebensmitteln, auch ein Beträchtliches an gemünztem 
Silber und goldenen Gefässen erlangte. Die Ueberfahrt des Heeres 
nach Asien dauerte sieben Tage. Nun aber gab es neue Gefahren. Der 
Sultan von Jconium hielt ebenfalls nicht Wort und setzte sich entgegen: 
bei dem Zug über die Gebirge kam eine Masse von Menschen und 
Pferden um und Viele wurden von den leichten türkischen Reitern 
niedergemacht, wenn sie aus den ihnen wohlbekannten Schluchten hervor¬ 
drangen. Doch eroberten die Deutschen den Sitz des Sultans, Jconium; 
dieser mußte sich ergeben und die Beute war beträchtlich. Im Mai 
gieng der Marsch des wie neu belebten Heeres durch Cilicien nach dem 
Taurus. Hier war dem Kaiser nach einer thätigen Regierung von 
38 Jahren das Ziel seines Lebens gesteckt. Er ertrank in dem Flusse 
Saleph, nicht weit vom Cydnus, entweder bei'm Baden, oder war er 
mit dem Pferde in den Fluß gestürzt, (s. Abb. 61.) Kaum hatte man 
ihn aus den Wellen getragen, so verschied er (im Juni 1190). Es 
geschah des Abends an einem Sonntage und sein Tod erregte bei dem 
ganzen Heere die größte Trauer. Er wurde zu Saleph feierlich bei¬ 
gesetzt. Viele vom Heere kehrten nach Europa zurück, die Mehrzahl 
zog unter Herzog Friedrichs Anführung weiter, um Antiochien zu 
erreichen. Von da gieng es nach Acre, wo der Herzog von einem 
hitzigen Fieber weggerafft wurde, was die Auflösung des ganzen Heeres 
zur Folge hatte. Friedrich Barbarossa war 70 Jahr alt geworden. 
Was sein Aeußeres betrifft, so war er groß, von starkem Körperbau, hatte 
kurze und krause Haare von blonder Farbe, einen beinahe rothen Bart 
und sein Aussehen war majestätisch. Von Sitten war er sehr keusch, 
und obgleich tapfer, liebte er doch den Krieg nicht. 
Heinrich der Löwe war 1184 wieder in Deutschland erschienen ui d 
lebte, die damaligen Wirren in Deutschland nicht benützend, ruhig in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.