Full text: Von der Völkerwanderung bis auf Rudolph von Habsburg (Bd. 4)

221 Zweiter Zeitraum. 
Gewalt in Deutschland nicht gönnten besonders Bischöfe 
Als der Knabe 12 Jahre zählte, lud der Erzbischof Hanno 
von Cöln ihn mit seiner Mutter einmal zu einem Gast— 
mahle nach Kaiserswerth am Rheine. Das Fest war freu— 
denvoll, auch ein prächtig geschmücktes Jagdschiff lag auf 
dem Strome, und der junge Prinz vom Hanno aufmerksam 
darauf gemacht äußerle bald ein Verlangen, ein wenig zu 
schiffen. Der Erzbischof machte ihm die Freude gern, das 
Schiff stieß ab, und die Ruderer, vorher unterrichtet, arbei— 
teten schnell nach Cöln hin. Bald schrie der Knabe nach 
seiner Mutter, er sprang sogar aus dem Schiffe ins Waß 
ser, und wäre ertrunken, wenn nicht der Graf Egbert von 
Braunschweig ihm nachgesprungen wäre, und ihn mit eige— 
ner Lebensgefahr aus dem Wasser gezogen hätte. Die trost— 
lose Mutter ging nach Rom, und trat in ein Kloster. 
Hanno von Cöln bildete nun mit den Erzbischöfen Sieg— 
bert von Mainz und Adelbert von Bremen eine 
neue Regentschaft, die Erziehung des Prinzen behielt er 
aher für sich, so wenig er auch die Kunst verstand, seinen 
Zögling an sich zu ziehen. Er behandelte ihn strenge, ja 
hart. Hanno ein kräftiger Mann, stellte die innere Ruhe 
her die leider von dem Erzbischofe Adelbert von Bremen 
wieder zerstört ward. Diesem Klugen und Ehrgeizigen war 
es ein Leichtes den Jüngling, dem Hanno's Strenge ver— 
haßt war zu gewinnen, und während der Erzbischof von 
Cöln sich nach Italien begeben hatte, ließ Welbert den 
16jährigen Heinrich für mündig erklären, wodurch Hanno 
seinen Einfluß verlor. Adelbert von Bremen wurde unter— 
dessen des Jünglings Hofmeister, und nahm ihn mit sich 
nach Sachsen. 
Jetzt ging dem bisher strenge gehaltenen jungen Feuer— 
kopfe eine neue Welt auf. Adelbert war ein Priester, der 
keine Religion und Gesetze achtete, keine Gebote kannte, 
als seinen Willen. Vom Papste spraͤch er nur höhnisch, von 
den Reichsfürsten mit Verachtung. Ein König, pflegte er 
zu sagen, könne thun, was er wolle, dafür sei er König, 
und alle müßten vor ihm schweigen. So wurde der junge 
Heinrich hochfahrend und da er in Melberis Haufe alles 
nach seinem Willen bekam, so wurde er eigensinnig und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.