Full text: Das Götterthum der Hellenen und Römer

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Orpheus. 
Zwar so Verzeihungswerth, wenn je verziehen die Manen. 
Stehen blieb er, und schaut, achtlos und bezwungenes Herzens, 
Ach! schon nahe dem Licht, auf Eurydice. Hin war auf 
einmal 
Alle Müh', und gebrochen des unbarmherzigen WüthrichS 
Bündnisse; dreimal Lurchscholl ein Gekrach die avernischen 
Sümpfe. 
/ 
Wer bringt, rief sie, mir Armesi und dir das Verderben, 
mein Orpheus? 
Weß die gewaltsame Wuth? Schau, rükwärts rufen mich 
wieder 
Harte Geschik', es starren die schwimmenden Augen in 
Schlummer! 
Lebe wohl! Hin' schweb' ich, umhüllt von gräßlichem Dunkel, 
Die ohnmächtige Hand', ach nicht die Deinige, streikend'. 
Sprache', und sofort aus den Augen hinweg, wie Rauch 
in die Lüfte 
Aufgelöst sich verzieht, entstoh sie gewendet; und jenen, 
Welcher umsonst die Schatten noch hascht, und vieles zu reden 
Trachtete, sah sie nicht mehr; und des Orkus düsterer Fähr¬ 
mann 
Gönnt ihm nicht von neuem den hemmenden Pfuhl zu durch¬ 
fahren. 
Virgils Landbau IV. 485 — 503. 
Groß war Orpheus Schmerz, in einer Felsen/ 
höhle am Strymon beklagte er in rührenden Gesängen 
sieben Monde lang sein trauriges Schiksal. Bei sei/ 
«er Rükkehr von Kolchis durchzog er, immer noch ein 
Klagender, aufs neue die Thrazischen Gebirge; hier 
fanden ihn einst die Bacchantinnen, wie er auf einem 
Berge dem anbrechenden Sonnenlichte eutgegenschauete, 
ihr wildes Getöse war ihm ein Gräuel, gern wär er 
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