Die Autokratie.
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niglicheHeer ward zum Rückzug genöthiget; die katatonischen Städte
erhoben sich zum andern Male. Olivarez machte eine gewaltige An¬
strengung. Auch der Adel Portugals wird zu den Waffen entboten,
denn obwohl die stehenden Heere begonnen, ist doch auch der Feu¬
daldienst noch nicht ganz verschwunden. Olivarez that dieses, als
einige edle Portugiesen schon im Stillen eine Revolution gegen die
Herrschaft Spaniens vorbereitet hatten. Auch über Portugal hatte
sich das autokratische System, das hier nie in wohlthatig wirkender,
sondern nur in zehrender Weise erscheinet, ausgedehnt. Dazu kam,
daß die nationalen Gefühle der Portugiesen auf das Härteste belei¬
digt wurden. Spanier wurden als Beamtete eingedrängt, das Land
mit spanischen Truppen wider die Anfangs beschworenen Freiheiten
überzogen. Darum waren schon lange Mehrere zusammengetreten,
Pieto, Azevedo, Mendoza, Almeida, Dolmata und Andere. Ein
Gewaltschlag sollte das Land von den Spaniern befreien. Als die
Katalonen aufgestanden, erachteten sie die rechte Zeit für gekommen.
Am 1. Decbr. 1640 brach die Revolution in Lissabon aus, die
nur dem Portugiesen Vasconcellos, der sich dem spanischen Interesse
ergeben, das Leben kostete. Im Nu folgte das ganze Land dem
Beispiele der Hauptstadt. Auch in Portugal war wie in Katalonien
von der Errichtung einer Republik die-Rede. Die Schwere der Au¬
tokratie fangt schon an die Menschen auf den Gedanken zu bringen,
das Heil der Staaten liege in dem vollständigen Gegensätze des Kö¬
nigthums. Doch in der Gefahr, in welcher das wieder ausgestandene
Portugal sich befindet, da es bald von den Spaniern wird ange¬
griffen werden, muß der Gedanke an eine Republik entfernt, ein *
kräftigendes und einigendes Königthum gewünscht werden. Also
entscheiden die Häupter der Verschwörung, Johann, den Herzog
von Braganza, auf den Thron zu setzen. Die Cortes trugen ihm
das Königthum auf, nachdem sie Philipp IV. für abgesetzt erklärt,
weil Spanien seine Eide nicht gehalten. Die Cortes stellten dabei
den Grundsatz auf, daß, wenn ein König überhaupt seinen Schwur
nicht halte, das Volk ihm seine Gewalt mit Fug und Recht nehmen
könne. Also ward auch hier noch, wie in England, gegen die Gött¬
lichkeit des Königthumes feierlich proteftirt. Wie nun wahrend der
Reaction die katholische Welt sich in sich selber bricht, indem sie
zwar religiös-kirchlich, aber nicht politisch zusammensteht, arbeitet
, auch die Autokratie gegen sich selbst, indem sie ebenfalls politisch
nicht Zusammenhalt. Im Innern Frankreichs arbeiteten Richelieu
und Mazarin für die Autokratie und die Göttlichkeit des König¬
thumes, aber in Spanien glaubten sie diesen Dingen entgegenar¬
beiten zu müssen, weil sie die Macht der Könige Spaniens zu min-