Full text: Lesebuch für die zweite Klasse der Elementarschulen

92 
Hans traf seinen Vater gerade beim Holzhauen. Als er ihm 
die wunderbare Geschichte von den sprechenden Vögeln erzählte, 
lachte ihn der Vater zuerst aus. Da es ihm aber Hans fest ver— 
sicherte, ging er endlich mit. Als sie zu den Vögeln hinkamen, 
hob der alte Lärm von neuem an. „Haltet eure Schnäbel!“ rief 
Peter mit donnernder Stimme und stieß aus seiner Pfeife einen 
gewaltigen Qualm aus. Wie das die Vögel hörten und sahen, 
erschraken sie sehr; denn sie dachten an das Gewehr des Jägers, 
das auch so donnert und raucht, und alle schwiegen mäuschenstill. 
Nur der alte Specht hatte noch Mut; er flatterte dicht vor Peter 
hin und hielt an ihn eine lange Rede. Er sagte, es sei doch eine 
große Grausamkeit der Menschen, die unschuldigen, lustigen Vögel 
einzusperren, so daß sie endlich vor Gram in ihren Käfigen 
stürben, während draußen im Walde auch ihre Eltern sich zu 
Tode grämten. 
Als Peter das hörte, dachte er daran, wie es ihm zu Mute 
wäre, wenn sein lieber Hans und seine lustige Grete ihm entrissen 
und eingesperrt würden. Erst brummte er etwas vor sich hin, 
endlich aber sprach er: „Schon gut, schon gut, ihr habt ganz recht; 
aber soll ich denn mit meinen Kindern verhungern? Ich bin nun 
einmal Vogelsteller und habe nichts weiter gelernt. Allenfalls 
kann ich noch Holz hacken, das ist aber auch alles.“ — „Ei,“ rief 
der Specht, „wenn's das ist, kann uns beiden geholfen werden. 
Schau, hier im Walde steht ein alter, dürrer Baum; der ist in⸗ 
wendig hohl, und darin liegt ein Schatz, den die alte, diebische 
Elster zusammengestohlen hat. Wir Spechte hacken nun schon seit 
langer Zeit, wenn die Elster nicht da ist, an dem Baume, können 
ihn aber nicht umhauen. Willst du unsere gefangenen Kinder 
fliegen lassen, so zeigen wir dir den Baum; du haust ihn um, und 
wir teilen den Schatz.“ — „Gut,“ sagte Peter, „so soll es sein!“ 
Darauf zeigte der Specht ihm den alten Stamm, an dem eben 
wieder viele Spechte hackten. Da rief Peter: „Fort, ihr gelb— 
schnäbeligen Holzhacker!“ und hieb mit dem Beile, das er gerade
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.