474 Neuere Gesch. i. Per. i. Abschn.
Verkehr Muhämmeds Mehhdy, ihres letzten, 87Z ver¬
schwundenen, Chalifen.
f. 2. Christliche Religion. Kirchenverbesserung.
Zu der christlichen Religion wandte sich ein Tbeil
der Heiden in dem nördlichsten Europa. Die Mio?
nare der Katholiken und Protestanten machten in den
andern Weltkheilcn Proselyten. Aber diese Bekch-
rungsgeschafte waren mehr schimmernd, als von we¬
sentlichem Nutzen.
Die Kirche war im Anfange dieses Zeitraums
noch in die verschiedenen griechischen und die lateini¬
sche getheilt. Die Kirchenverbesserung that die evan¬
gelisch- lutherische und die rcformirte hinzu. So laut
und algemein auch eine Verbesserung der Kirche ge¬
fordert wurde, und so deutlich die Zeichen der Zeit
darauf hin deuteten; so wenig war doch der römische
Hof geneigt, auf diese algememe Stimmung zu ach¬
ten, oder etwas von seinen Rechten fahren zu lassen,
so daß er nicht nur damals, 16,4, die erste Kanzley-
Taxe bekanntmachen, sondern auch seinen Ablaß mit
einer, ein algemeines Aergerniß erregenden, Habsucht
predigen ließ. P. Leo X. that dieses, um seinen über¬
aus großen Aufwand bestreiten zu können. Der Kfst.
Albrecht von Mainz, einer von den päpstlichen Com-
missaren in Deutschland, gebrauchte dazu, als seinen
Unter-Commissar, mit großem Erfolge den frechen
Dominicaner Job. Tezcl. Biele tadelten dieses Ver¬
fahren; keiner so laut und mit so vielem Muthe, als
Luther. Martin Luther, zu Eisleben von gerin¬
gen Aeltetn 148^ geboren, wurde Augustiner-Mönch,
hob sich durch seine Kenntnisse und seine Rechtschaf¬
fenheit, wurde Professor auf der neu gestifteten Uni¬
versität zu Wittenberg, und lernte auf einer Reise
nach Rom in Ordensangclegenheiten den üppigen rö¬
mischen Hof kennen. Er war ein biblischer Theologe,
ein Gegner der Scholastiker, und daher der Ketzerey
verdächtig. Sein Character war rechtschaffen, un¬
sträflich, freymüthig, feurig und unternehmend; die
Fehler desselben waren Ungestüm und Heftigkeit, die