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unter beyderley Gestalt, und hoben den Cölibat auf.
Luther verließ Wartburg, als Carlstatt und andere
Religionsschwärmer große Unruhen erregten, 1622.
Diese Schwärmerey verbreitete sich in das innere
Deutschland, und war eine der Ursachen, daß daselbst
ein Aufstand der Bauern gegen Geistlichkeit und Adel
entstand, der erst nach entsetzlichen Grausamkeiten
auf beyden Seiten gestillt wurde. Leo X. hatte den
rechtschaffenen Hadrian, 1622, und dieser den schlau¬
ern Clemens VH., 1 Z2Z, zum Nachfolger. Johann,
Friedrichs des Weisen Nachfolger, war der erste Fürst,
der die lutherische Kirchenverbesserung in seinen Staa¬
ten einführte, und hatte bald viele Nachahmer. Aber
die in der katholischen Kirche gebliebenen Fürsten setz¬
ten sich auch mit Gewalt der Reformation entgegen.
n Sie verbanden sich mit einander zu Dessau, ,525, und
Johann Und Philipp der Großmüthige, Landgr. von
' Hessen-Cassel, zu Torgau, 1526. Die Trennung war
dadurch zwar da, aber die politische Lage von Euro¬
pa verhinderte jeden Ausbruch, ungeachtet er 1Z28
sehr nahe war. Da auf dem Reichstage zu Speyer
1Z29 alle Religionsneuerungen verboten wurden, so
proteftirten die evangelischen Stande dagegen, welches
ihnen den Namen: Protestanten, gegeben hat. Sie
übergaben ,53o auf dem Reichstage zu Augsburg
die augsburgische Confeffion, jedoch mit so schlechtem
Erfolge, daß die lutherische Lehre völlig verdammt
wurde. Aber ein Bündniß der protestantisch«"- Stan¬
de zu Schmalkalden, i53i, und ein Krieg milden
Türken nöthigten den Kaiser auf dem Convente zu
Nürnberg, den Augsburger Reichstags- Schluß auf¬
zuheben. Die Schwärmerey anderer in Deutschland
entstandener Parteyen dauerte fort. Die Wieder¬
täufer erregten in Westphalen und in der Stadt
Münster einen fürchterlichen Aufruhr, unter der An¬
führung ihres Königs Joh. Bockolt, 1534, der erst
mit der blutigen Eroberung von Münster gestillt wur¬
de, 1.535. Paul Umschrieb, zur Entscheidung der
Religr'onsftreitigkeiten, eine Kirchenversammlung i536
ru Mantua, 1537 zu Vincenz, und 1542 zu